Immer weniger Betriebe tariflich organisiert

Zunehmende Tarifflucht von Unternehmen hat Konsequenzen

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Die Tarifrunde 2023 läuft, doch nur noch ein Viertel der Firmen in Rheinland-Pfalz (RLP) ist tarifgebunden. Was für Auswirkungen hat die Tarifflucht und was bringt die Tarifpflicht? Was bedeutet das für Arbeitnehmer? Und was kann die Politik tun, um mehr Tarifbindung zu schaffen?

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Während Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sich in der laufenden Tarifrunde um bessere Arbeitsbedingungen streiten, halten sich immer mehr Unternehmen raus: Nur noch etwa die Hälfte der in RLP Beschäftigten arbeitet in einem tarifgebundenen Unternehmen.

Dabei stärkt die Tarifbindung Wirtschaft und Konjunktur. Durch höhere Gehälter steigt die Kaufkraft und es landet mehr Geld in den Sozialkassen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat errechnet, dass Arbeitnehmerinnnen und Arbeitnehmer in einem tarifgebundenen Betrieb bis zu 600 Euro brutto mehr im Monat verdienen bei durchschnittlich 45 Minuten weniger Arbeitszeit pro Woche - das wiederum bedeutet mehr Zeit für Familie und Freizeit.

Angesichts des Fachkräftemangels bringt die Zahlung tarifgebundener Löhne Unternehmen außerdem Wettbewerbsvorteile im Kampf um qualifizierte Mitarbeiter.

ein Mitarbeiter der Metallindustrie beim Schweißen (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Tarifgebundene Unternehmen finden in der Regel leichter qualifizierte Mitarbeiter

Wirksame Maßnahmen gegen Tarifflucht

Um Tarifflucht zu bremsen, kann die Politik aktiv werden. So schlägt zum Beispiel der Deutsche Gewerkschaftsbund ein deutschlandweites Tariftreuegesetz vor. Das könnte sicherstellen, dass öffentliche Aufträge nur noch an tarifgebundene Unternehmen gehen.

Durch Allgemeinverbindlichkeitserklärungen können bestehende Tarifverträge außerdem bundesweit oder regional auf alle Beschäftigten einer Branche ausgeweitet werden. Dies ist bereits beispielsweise für die Auszubildenden im Friseurhandwerk der Fall.

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