Vorsicht Tierseuche!

So gefährlich ist die Afrikanische Schweinepest

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Es war nur eine Frage der Zeit, wann die afrikanische Schweinepest, kurz: ASP, nach Deutschland kommen würde. Denn in praktisch allen osteuropäischen Nachbarländern - außer Tschechien - grassiert die hochinfektiöse tödliche Krankheit.

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Anfang September hat die ASP auch Deutschland erreicht. In Brandenburg wurde das erste tote Wildschwein gefunden. Der Ausbruch der Krankheit hat auch für Rheinland-Pfalz Konsequenzen.

Wie die Afrikanische Schweinepest abläuft

Die ASP ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die nur Wild- und Hausschweine befällt, aber meist tödlich verläuft. Sie breitet sich von Georgien kommend seit 2014 in Osteuropa aus: in den baltischen Ländern, Polen, Bulgarien, Ungarn und Rumänien, mit schnell ansteigenden Fallzahlen vor allem bei den Wildschweinen.

Die Sorge ist nun, dass die tödliche Krankheit auf Hausschweine überspringt. Die Symptome, so Dr. Florian Pfannenschmidt, Veterinär des Eifelkreises Bitburg-Prüm, sind ähnlich wie bei einer Grippe beim Menschen: Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Husten, Atemprobleme, Fieber. Die Schweine können nicht mehr aufstehen, es gibt vermehrt Fehl- und Schwachgeburten. Bei Hausschweinen sieht man deutlich bläuliche Verfärbungen an Ohren oder Gesäuge. Der Veterinär betont aber auch: Die Afrikanische Schweinepest ist nicht auf den Menschen übertragbar.

Wo jedoch ein an Schweinepest verendetes Wildschwein liegt, bleibt der Waldboden über Monate verseucht von Viren, mit denen sich andere Wildschweine anstecken können.

Wildschweine im Wald vor Abfall (Foto: SWR)
Seit Jahren wächst die Population von Wildschweinen deutschlandweit immer weiter an, sie sind längst eine Plage geworden.

Zu viele Wildschweine sind ein Problem

Durch den Klimawandel gibt es nicht mehr nur alle sieben Jahre sogenannte Mastjahre, in denen Eichen, Buchen und Kastanien besonders viele Früchte tragen, sondern viel häufiger. Das sind gute Bedingungen für die Fortpflanzung der Wildschweine, ebenso wie die immer milderen Winter. Eine Folge davon ist eine immer weiter wachsende Wildschweinpopulation.

Um die Problematik weiß auch Günther Klein vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz, er betont jedoch, es habe in der Jagdsaison 2019/20 eine Rekordzahl von 100.000 erlegten Wildschweinen allein in Rheinland-Pfalz gegeben. Die Jäger täten, was sie könnten, aber auch die Landwirtschaft kann zur Verringerung der Population beitragen.

"Die Landwirtschaft müsste zum Beispiel Bejagungs-Schneisen anlegen, große Felder sind für uns nicht bejagbar. Aber mit Bejagungsschneisen darin haben wir eine Chance, in hohen Kulturen wie Mais oder Raps überhaupt Wildschweine zu sehen und zu erlegen."

Eine weitere Hilfe für die Jäger ist es, wenn die landwirtschaftlichen Felder nicht bis zum Feldrand bewirtschaftet werden. Hat man hier mehr Platz, so haben die Jäger die Chance, mithilfe eines tierschutzgerechten Schusses die Wildscheinpopulation zu verringern.

Jäger beobachtet vom Hochsitz aus  (Foto: SWR)
Doch auch wenn die Jäger schon viel tun, um die Wildschweinpopulation zu veringern, können sie allein das Problem nicht lösen.

Bei der Eindämmung der Seuche muss eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden. Denn die Seuche verbreitet sich nicht nur über Wildschweine, sondern immer wieder auch sprunghaft durch den Menschen. Das Wahrscheinlichste sei, dass die ASP durch menschliches Fehlverhalten in Rheinland-Pfalz eingeschleppt wird, sagt Günther Klein deshalb.

In Osteuropa konnte man sehen, dass die Krankheit sich entlang von Fernfahrrouten über große Distanzen sprunghaft verbreitet habe. Wildschweine hingegen bewegen sich immer nur in einem recht kleinen Radius, sie wandern nicht.

Gefährliche Wurstbrote als eine Verbreitungsquelle

Schinken und geräucherte Rohwurst aus den betroffenen osteuropäischen Ländern dürfen deshalb nicht nach Deutschland eingeführt werden.

Hand mit Wurstbrot (Foto: SWR)
Aus den entsprechenden Ländern mitgebrachte Wurst- oder Schinkenbrötchen niemals einfach in die Natur entsorgen, dort könnten sich Wildschweine anstecken und ein neuer Infektionsherd entstehen.

Essensabfälle müssen folglich an Raststätten nur in mit Deckel verschlossene Mülleimer entsorgt werden. Zusätzlich verhindern Zäune an Raststätten und Rasthöfen entlang der Autobahn oder anderer Fernstraßen, dass Wildschweine sich dort Essensreste holen können.

Das bedeutet der ASP-Ausbruch für Schweinehalter und Verbraucher

Da die ASP auch über Fleisch übertragen wird, haben viele asiatische Länder einen Importstopp für deutsches Schweinefleisch verhängt. Vorher kauften sie bei großen Schlachtbetrieben zu hohen Preisen auch, was deutsche Verbraucher verschmähen: Knochen, Öhrchen, Füßchen, Schwänzchen. 

Nach dem asiatischen Importstopp sank der Preis für deutsches Schweinefleisch um 15 Prozent auf 1,27 Euro pro Kilo. Existenzbedrohend für viele schweinehaltenden Bauern, denn die ASP ist hochansteckend, weswegen eine weitere Verbreitung unbedingt vermieden werden muss.

Gerade auch Landwirten bereitet die Verbreitung von ASP existentielle Sorgen, denn wenn die Preise auf dem aktuellen Niveau bleiben, können sie nicht mehr kostendeckend produzieren.

Fazit

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SWR Fernsehen