Widerspruchslösung erneut im Gespräch

Organspenden dringend benötigt

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In Deutschland warten tausende Menschen auf ein lebensrettendes Organ. Gemessen daran gibt es viel zu wenig Organspenden. Gesundheitsminister Lauterbauch möchte die gesetzlichen Regelungen zur Organspende daher grundlegend reformieren.

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2022 wurden etwa 2.600 Organe gespendet. Damit sank die Zahl der Organspenden das vierte Jahr in Folge, im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zuletzt verschärfte die Corona-Pandemie den Mangel an Organen. Personalknappheit und belegte Intensivbetten in den Krankenhäusern führten zu immer weniger Organtransplantationen.

Hauptgrund für den Rückgang: Die Einwilligung fehlt

Häufig können Organentnahmen nach dem Tod nicht durchgeführt werden, weil die Einwilligung der verstorbenen Personen fehlt. Derzeit gilt in Deutschland die Entscheidungslösung. Das bedeutet: Jede und jeder muss vor dem Tod aktiv zustimmen, dass die eignen Organe entnommen werden dürfen. Nur dann kann eine Organspende durchgeführt werden.

Obwohl die große Mehrheit der Deutschen der Organspende grundsätzlich positiv gegenübersteht, haben nur 42 Prozent ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis oder der Patientenverfügung festgehalten. Hat eine Person vor ihrem Tod nichts formuliert, müssen die Angehörigen über die Organspende entscheiden. Aus Unsicherheit lehnen diese eine Organspende meist ab, beklagen Medizinerinnen und Mediziner.

Organspende zwischen Leben und Tod (Foto: SWR)
Organspende zwischen Leben und Tod

Reformversuche bisher gescheitert

Viele Experten fordern daher die Einführung der Widerspruchslösung. Mit dieser ist zunächst einmal jeder Mensch Organspender, es sei denn er widerspricht dem ausdrücklich. Diese Regelung gilt bereits in vielen europäischen Ländern, darunter Frankreich, Österreich und Spanien. Auch in Deutschland debattierte der Bundestag bereits 2020 über die Einführung der Widerspruchslösung – stimmte damals aber dagegen. Gesundheitsminister Lauterbach kündigte Anfang 2023 an, die Einführung der Widerspruchslösung noch einmal versuchen zu wollen.

Kritik an der Widerspruchslösung

Für Kritikerinnen und Kritiker ist die Widerspruchslösung ein Eingriff in die Selbstbestimmtheit der bzw. des Einzelnen. Denn mit ihr würde Schweigen automatisch als Zustimmung angesehen werden. Die Deutsche Stiftung für Patientenschutz ist daher gegen eine Gesetzesänderung.

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