Bei "Ökotest" unter der Lupe

Olivenöle schneiden im Test schlecht ab

Stand

Olivenöl gilt als sehr gesund. Ein mediterranes Öl, das aus der leichten Sommerküche nicht mehr wegzudenken ist. Nun hat die Zeitschrift "Ökotest" in ihrer Mai-Ausgabe 19 Olivenöle getestet. Und die Ergebnisse sind alles andere als lecker.

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Nur ein einziges Öl war frei von Mineralöl-Rückständen und anderen Schadstoffen. Zudem haben einige der getesteten Öle, Fehler beim Geschmack aufgewiesen und waren zum Teil ranzig. Und das, obwohl alle ausgewählten Testteilnehmer der höchsten Güteklasse "nativ extra" angehören.

Ökotest testet 19 Olivenöle – Mehrheit "mangelhaft" und "ungenügend"

Gestestet wurden 19 Olivenöle der höchsten Güteklasse "nativ extra" zu Preisen zwischen fünf und 24 Euro pro Liter. Der Fokus der Tests lag unter anderem auf Verunreinigungen. Nur ein Öl bekam die Note "sehr gut": das "Rapunzel Kreta Olivenöl Nativ Extra". Es kostet 22 Euro je Liter und ist das Einzige im Test, bei dem im Labor keine Spuren von Mineralöl nachgewiesen wurden.

Zwei weitere Olivenöle bekamen die Note "befriedigend". Die Mehrheit aber wurde im Hinblick auf Verunreinigungen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" bewertet. Auch nur geringe Bestandteile von Mineralöl führten im Ergebnis zu einer schlechten Bewertung.

Olivenöl, ein Klassiker der mediterranen Küche (Foto: SWR)
Olivenöl, ein Klassiker der mediterranen Küche

Mineralöl-Rückstände nachgewiesen

Besonders bedenklich sind sogenannte MOAH (aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe), die in 7 der 19 der untersuchten Olivenöle nachgewiesen wurden. MOAH gelten als krebserregend. MOSH (gesättigte Kohlenwasserstoffe), die in fast allen Ölen gefunden wurden, reichern sich im Körper an. Welche Folgen das für die Gesundheit hat, ist noch nicht erforscht. MOSH konnten zwar im menschlichen Gewebe nachgewiesen werden, allerdings ließen sich bislang keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte damit in Verbindung bringen. Die Mineralöl-Rückstände gelangen beispielsweise durch Schmieröle an Maschinen, die bei der Ernte oder Verarbeitung eingesetzt werden, in das Olivenöl. Auch kleinste Mengen können dann im Labor nachgewiesen werden.

Mineralöl-Bestandteile nehmen wir übrigens auch mit anderen Nahrungsmitteln auf. So gehen beispielsweise Mineralöl-Bestandteile auch von Recycling-Verpackungen auf Teigwaren über. Laut EFSA (der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) sind Mineralöl-Komponenten in nahezu allen Lebensmitteln vorhanden.

Risikobewertung in Arbeit

Grenzwerte für MOAH und MOSH gibt es bislang noch nicht, nur Orientierungswerte. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung ist eine gesundheitliche Bewertung aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich. Derzeit gibt es keine Grenzwerte für MOAHs und MOSHs. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) arbeitet aber an einer abschließenden Risikobewertung, die im Dezember 2022 veröffentlicht werden soll.

Das ist drin in gutem Öl

Die Bezeichnung "nativ extra" beziehungsweise "extra vergine" galt bei Olivenölen lange als Zeichen für höchste Qualität. "Extra vergine" zeichnet sich dadurch aus, dass die Oliven frisch nach der Ernte schonend kaltgepresst und nicht raffiniert, also erhitzt werden. So bleiben die wertvollen Pflanzenstoffe und die Aromen erhalten. Und durch sie wird Olivenöl zum regelrechten Superfood:

  • Die einfach gesättigten Fettsäuren wirken sich positiv auf Cholesterin und Herzgesundheit aus
  • Die Substanz Oleocanthal ist unter allen Speiseölen nur im Olivenöl enthalten. Sie ist mitverantwortlich für den bitteren Geschmack und besitzt stark antientzündliche Eigenschaften. Oleocanthal wirkt ähnlich wie das Schmerzmittel Ibuprofen
  • Olivenöl enthält außerdem viel Vitamin E und jede Menge Antioxydantien
Fruchtig, bitter, scharf: Gutes Olivenöl erkennt man auch am Geschmack (Foto: SWR)
Fruchtig, bitter, scharf: Gutes Olivenöl erkennt man auch am Geschmack

Viele Vorteile für die Gesundheit. Aber: Olivenöl gilt, und das ist Kehrseite der Medaille, als das meist gefälschte Lebensmittel. Was häufiger passiert: In einer Flasche stammen die Öle aus unterschiedlichen Ländern und werden mit billigeren Pflanzenölen vermischt. Dabei ist es den Fälschern möglich, sensorische Fehler zu entfernen.

Hinzu kommt: In fast allen Supermarktregalen stehen nur noch Olivenöle mit dem Prädikat "extra nativ". Somit stellt diese Angabe allein kein Qualitätsmerkmal mehr dar. Schauen Sie sich daher die Flaschen genauer an. Aufschluss über die Qualität können weitere Infos zur Herkunft, zur Olivensorte und zum Erntejahr geben.

So schmeckt gutes Olivenöl

Ein gutes Olivenöl muss drei Kriterien erfüllen: Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe. Je ausgewogener diese drei Kriterien vertreten sind, desto besser beurteilen Experten den Geschmack. Zum Testen schwenkt man etwas Öl am besten in einem Cognac-Glas und riecht daran. Ranzig darf es auf keinen Fall riechen. Beim Geschmack sollten sich die Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe entfalten und auch im Abgang erhalten bleiben – wie bei einem guten Wein.

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