Auch im Alter ausreichend abgesichert

Wie Frauen finanziell besser vorsorgen können

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Altersarmut ist ein Frauenthema – darüber sind sich Finanzexperten einig. Die Gründe dafür sind vielfältig: niedrigere Gehälter, Teilzeitarbeit, traditionelle Rollenverteilung. Experten warnen davor, finanzielle Abhängigkeiten aufzubauen und empfehlen Frauen, ihre Finanzvorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Möglichkeiten dafür gibt es einige.

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Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Das ist unter anderem auf die Berufswahl zurückzuführen, das heißt, Frauen arbeiten häufig in Branchen mit schlechterer Bezahlung. Frauen zeigen weniger Durchsetzungsvermögen bei Gehaltsverhandlungen und auch, wie Frauen Geld anlegen, unterscheidet sich von der Art, wie Männer das tun. Die Folge: Frauen haben es schwerer, Vermögen aufzubauen und folglich auch eine geringere Altersvorsorge.

Hinzu kommt: Zwei Drittel aller Mütter arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es nur sieben Prozent. Dadurch zahlen sie weniger in die Rentenkasse ein, wodurch das Geld im Alter zusätzlich geschmälert wird. Dieses Phänomen nennt man "Gender Pension Gap", also eine Vorsorgungslücke in den Altersbezügen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit.

Die Lebensphase, in der Frauen Kinder großziehen, ist für viele mit großen finanziellen Einbußen verbunden (Foto: SWR)
Die Lebensphase, in der Frauen Kinder großziehen, ist für viele mit großen finanziellen Einbußen verbunden.

Diese Lücke ist drastisch höher, wenn sich Paare für die traditionelle Rollenverteilung entscheiden und Mütter gar nicht mehr in den Job zurückkehren, also vollständig zu Hause bei den Kindern bleiben. Eine persönliche Absicherung – vor allem für das Alter – ist für Frauen in diesem Familienmodell dann fast unmöglich. Anne Connelly ist Finanzexpertin und fokussiert sich seit Langem auf Finanzfragen, abgestimmt speziell auf die Bedürfnisse von Frauen:

"Finanzielle Unabhängigkeit ist das oberste Ziel, das man haben sollte."

Die traditionelle Rollenverteilung ist Anne Connelly daher ein Dorn im Auge. Dieses Modell basiere auf einseitigen Einkünften, völliger finanzieller Abhängigkeit vom Partner und könne schnell ins Wanken geraten – durch eine Trennung, Krankheit des Verdieners, Jobverlust oder Tod. Sollten sich Paare dennoch dafür entscheiden, lautet ihre klare Empfehlung: Eheverträge bzw. Partnerschaftsverträge abschließen, in denen die Absicherung der Frau klar geregt ist. Zum Beispiel durch eine persönliche Altersvorsorge, die der Verdiener für die Frau abschließt – auf ihren Namen.

Anne Connelly (Foto: SWR)
Anne Connelly

Grundsätzlich empfiehlt die Finanzexpertin jungen Frauen, ihre finanzielle Zukunft frühzeitig zu planen. Schon zum Zeitpunkt der Kinderplanung sollten Paare bereits über die Verteilung der Elternzeit und langfristige Fragen der Kinderbetreuung sprechen.

"Ich kann nicht kontrollieren, ob mich eine Firma rausschmeißt, ob meine Ehe hält, ob die Kinder geraten – aber was ich als Frau kontrollieren kann, ist meine finanzielle Unabhängigkeit."

Um das finanzielle Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen und gleichzeitig Rentenpunkte zu sammeln, sollten Mütter nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen – zu mindestens 60 Prozent in Teilzeit. Auch eine Vollzeitbeschäftigung wird von immer mehr Müttern praktiziert:

"Es lohnt sich, frühzeitig mit dem Arbeitgeber zu sprechen. Oft lässt sich verhandeln, wie flexibel die Arbeitszeit auf den Tag verteilt werden kann. Viele Mütter arbeiten abends nochmal zwei Stunden."

Darüber hinaus ist es essenziell, eine private Altersvorsorge abzuschließen. Schon heute reicht die gesetzliche Rente nicht mehr aus, auch für Vollzeitverdiener. Für Teilzeitarbeitende ist eine private Aufstockung daher umso wichtiger.

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Viele Arbeitgeber bieten die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsorge. Dabei zahlen sowohl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber einen gewissen Betrag für eine private Alterssicherung ein.

Anne Connelly empfiehlt außerdem, am Aktienmarkt aktiv zu werden. Möglichkeiten mit geringerem Risiko und dennoch guter Rendite sind Fonds oder ETFs. Mithilfe eines Sparplans lassen sich nach aktuellen Erfahrungswerten über Jahrzehnte durchschnittlich sieben Prozent Rendite pro Jahr erzielen. So lässt sich auch mit geringen monatlichen Zahlungen ein hilfreicher Betrag für die Rente aufbauen. Als weiteren Baustein empfiehlt Anne Connelly, auch den eigenen Berufsausfall abzusichern. Daher ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung zusätzlich empfehlenswert.

Diskussion Warum sich Frauen zu wenig um ihre Finanzen kümmern

Es diskutieren: Helma Sick - Finanzberaterin und Autorin, München, Margarethe Honisch - Finanzbloggerin „Fortunalista“, München, Dr. Sarah Speck - wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaft der Universität Frankfurt

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