Wie die Europäische Union entstanden ist

Die Geschichte der EU

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Am 9. Mai 1950 schlug der damalige französische Außenminister Robert Schuman in einer Rede vor, die Länder Mitteleuropas sollten ihre Kohle- und Stahlindustrie zusammen verwalten.

Kohle und Stahl - das waren damals die militärstrategisch wichtigsten Güter, eine gemeinsame Verwaltung sollte den Frieden in Europa stärken. Ein Jahr später war es soweit, die sogenannte "Montanunion", die "Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl", wurde gegründet, die Keimzelle unserer heutigen Europäischen Union (EU).

Wie ist die EU eigentlich entstanden?

Die Idee eines geeinten Europas begeisterte schon in den 50er Jahren viele, vor allem junge Menschen. Sie demonstrierten dafür und legten symbolisch Schlagbäume an der deutsch-französischen Grenze nieder.

Nie wieder sollten in Europa Nationalstaaten übereinander herfallen: Die traumatische Erfahrung von zwei Weltkriegen mit Millionen Toten und zerstörten Städten führte 1951 zur Gründung der Montanunion.

1957: In Rom werden feierlich die Verträge zur Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) unterzeichnet. Der Plan war, einen gemeinsamen Markt zu schaffen mit freiem Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr.

Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichnet die Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Foto: SWR)
Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichnet die Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG).

1968 wird die Zollunion Wirklichkeit: Offene Grenzen ohne Zölle bringen ein stabiles Wirtschaftswachstum hervor, deshalb wird die starke Wirtschaftsgemeinschaft für immer mehr europäische Länder attraktiv: Sie wollen dabei sein!

Welche Erweiterungen gab es?

In den 60ern wollten die Briten unbedingt rein in die EWG, doch der französische Präsident, General de Gaulle, legte dagegen mehrfach sein Veto ein. Erst unter seinem Nachfolger begannen erfolgreiche Beitrittsverhandlungen.

1973 gab es dann die erste Norderweiterung mit einem Beitritt Groß-Britanniens, Irlands und Dänemarks. Noch bis in die 70er Jahre gab es in Südeuropa faschistische Diktaturen: unter Franco in Spanien, Salazar in Portugal und unter einer Militärjunta in Griechenland.

Erst nach deren Ende und einem erfolgreichen Demokratisierungsprozess konnten 1981 Griechenland und 1986 Spanien und Portugal der EWG beitreten.

Mauerfall in Berlin 1989 - Menschen auf der Berliner Mauer (Foto: SWR)
Das umwälzendste Ereignis der letzten Jahrzehnte war der Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs 1989.

Der Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs 1989 ordnete die Machtverhältnisse in Europa völlig neu. Möglich wurde dies erst durch die "Perestroika" des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und den folgenden Zerfall der Sowjetunion.

Die osteuropäischen Länder schafften den friedlichen Übergang in die Demokratie, Deutschland die Wiedervereinigung. Und so kamen als erstes 16 Millionen Ostdeutsche 1990 in die EWG hinzu.

1995 gab es mit Schweden, Finnland und Österreich eine zweite Norderweiterung.

Und 2004 geschah die größte Osterweiterung: 10 Länder kamen neu in die EU. Das waren Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, außerdem Malta und Zypern.

2007 folgten Rumänien und Bulgarien und 2013 als Nummer 28 Kroatien.

Seit wann gibt es die EU?

Nicht nur in der Wirtschaft arbeiten die Länder nun eng zusammen, auch bei Außen- und Sicherheitspolitik und weiteren Politikfeldern wie Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz. Und: eine gemeinsame Währung wurde beschlossen.

Euromünzen, Zwei-Euro-Münzen (Foto: SWR)
2002 wurde der Euro in den elf Ländern der Eurozone eingeführt. Inzwischen ist er die Währung von 19 europäischen Ländern.

2012 erhielt die EU den Friedensnobelpreis – für sechs Jahrzehnte friedlicher Einigung in Europa.

Welche Krisen gab es?

Die Kriege auf dem Balkan in den 90er Jahren waren ein furchtbarer Rückschlag der europäischen Friedensbemühungen. Sie zeigten aber auch, dass die EU mehr Instrumente brauchte, um mit solchen Konflikten fertig zu werden.

2000 wurde in Nizza – unter Protest – an der Osterweiterung und einer neuen europäische Verfassung gearbeitet.

2001 wurde diese feierlich in Rom von den Staatschefs unterzeichnet, sie trat aber nie in Kraft: In Frankreich und den Niederlanden lehnte das Wahlvolk sie in einem Referendum ab.

Im Vertrag von Lissabon wurde stattdessen ein Reformwerk festgehalten, es enthielt eine Stärkung des europäischen Parlaments.

Die Finanzkrise ab 2007 traf vor allem die wirtschaftlich schwächeren Staaten wie Portugal, Spanien, Irland, Italien und Griechenland.

Milliardenschwere Finanzspritzen und Rettungspakete, der sogenannte "Eurorettungsschirm", verhinderten zwar die Staatspleiten, führten aber zur sogenannten "Eurokrise" und zu sozialen Verwerfungen in den betroffenen Ländern, vor allem in Griechenland.

Die Eurokrise trieb die Menschen in Griechenland auf die Straßen. (Foto: SWR)
Die Eurokrise trieb die Menschen in Griechenland auf die Straßen. Der befürchtete "Grexit" blieb jedoch aus.

Dafür scheren 2016 die Briten mit ihrem Brexit-Referendum aus und stellen ein Jahr später einen Austrittsantrag.

Bis heute produzieren sie mit ihrer totalen politischen Handlungsunfähigkeit und ihrer Unentschlossenheit ein echtes Politik-Chaos.

Ein mühsam ausgehandelter Ausstiegsvertrag findet im englischen Parlament keine Mehrheit, derzeit versteht in Europa niemand so recht, was die Briten eigentlich wollen.

2015 Flüchtlingskrise: Hunderttausende Flüchtlinge kommen über die Balkanroute nach Mitteleuropa. Deutschland nahm vorübergehend unbegrenzt Flüchtlinge auf. Etliche osteuropäische Staaten, allen voran Ungarn, weigern sich jedoch, Flüchtlinge aufzunehmen.

Es gibt wieder Grenzkontrollen im Schengen-Raum. Und rechtspopulistische sowie antieuropäische Strömungen nehmen vor allem in Osteuropa, aber auch in Österreich, Italien und Frankreich zu.

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SWR Fernsehen