Seltene Schönheiten

Heimische Orchideen brauchen besonderen Lebensraum

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90 verschiedene wildwachsende Orchideen gibt es in Deutschland. Wunderschöne kleine Blütenwunder, die vielerorts vom Aussterben bedroht sind.

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Naturschützer wie Armin Schuckart vom Naturschutzbund Südeifel kümmern sich um die selten gewordenen Schönheiten, er fotografiert und kartografiert sie.

Heimische Orchideenarten

Manns-Knabenkraut (Foto: SWR)
Das Manns-Knabenkraut ist filigraner und leuchtet in kräftigem Lila. Es blüht von Ende April bis Juni und wird auch Stendelwurz oder Kuckucks-Knabenkraut genannt. Die Blüten sind fast duftlos und enthalten keinen Nektar, es ist eine sogenannte Täuschblume. Es ist in Deutschland und Rheinland-Pfalz weitverbreitet und besiedelt sehr unterschiedliche Standorte wie lichte Wälder, Magerrasen, Bergwiesen. Bild in Detailansicht öffnen
Purpur-Knabenkraut  (Foto: SWR)
Das imposante Purpur-Knabenkraut ist eine der größten heimischen Orchideenarten, kann ebenfalls zwischen 25 und 80 cm Höhe erreichen und ist dicht mit Blüten besetzt, die bei näherem Ansehen an exotische, große Orchideen erinnern. Es braucht kalkreiche Lehmböden und mildes Klima, ist auf Wiesen und lichten Wäldern sowie in Gebüschen zu finden. Bild in Detailansicht öffnen
Bocksriemenzunge (Foto: SWR)
Die attraktive Bocksriemenzunge ist eine Gewinnerin des Klimawandels und breitet sich derzeit vom Mittelmeergebiet und den wärmeren Regionen Mitteleuropas nach Norden aus. Sie wächst auf Trockenrasen, Magerrasen sowie Streuobstwiesen an mehr oder weniger steil abfallenden Hängen mit Ausrichtung nach Westen, Süden oder Osten. Sie erreicht eine Höhe von 25 – 100 cm und ist in Deutschland selten. Bild in Detailansicht öffnen
Bienen-Ragwurz (Foto: SWR)
Die seltene Bienen-Ragwurz lockt Bienen durch Mimikry an: Die Blüte sieht aus wie eine weibliche Biene und wird dann zur vermeintlichen Begattung angeflogen. Sie kann sich aber auch selbst bestäuben, was sehr selten ist. Sie wächst auf Magerrasen oder in lichten Laub- und Nadelwäldern und braucht feuchte Böden. In trockenen Frühlingen ist sie kaum zu finden, in so feuchten wie 2021 schon. Bild in Detailansicht öffnen
Fliegen-Ragwurz (Foto: SWR)
Ähnlich verhält sich die filigrane Fliegen-Ragwurz, auch sie ist eine typische Insekten- oder auch Sexualtäuschblume. Die Blütenblätter täuschen die Form einer Grabwespe vor und locken mit Aussendung des Sexualhormons beziehungsweise des Duftstoffs die Männchen an. Die Fliegen-Ragwurz kann sich aber ebenfalls selbst bestäuben. Sie wächst in ganz Europa bis hinein in den Ural und Skandinavien auf Halbtrockenrasen und in lichten Kiefernwäldern und blüht von Anfang Mai bis Juli. Bild in Detailansicht öffnen
Vogel-Nestwurz  (Foto: SWR)
Die Vogel-Nestwurz besitzt kein Blattgrün und kann deshalb keine eigene Photosynthese betreiben. Zum Überleben ist sie auf die Verbindung mit einem Bodenpilz angewiesen, der sie mit Nährstoffen und Wasser versorgt: Diese Orchidee ist ein Vollschmarotzer. Mit Ausnahme von Nordskandinavien kommt sie in ganz Europa vor und gedeiht in schattigen, nährstoffreichen Buchen- und Laubmischwäldern. Sie wird nur bis 20 -35 cm hoch. Ihr Vorkommen ist in den letzten Jahrzehnten stark zurück und ist regional gefährdet. Bild in Detailansicht öffnen

Orchideen stehen unter Naturschutz: Schauen erlaubt - Pflücken verboten

Außerdem sorgen Naturverbände dafür, dass Magerrasen-Flächen erhalten und Verbuschungen von offenen Wiesenflächen verhindert werden. Denn die meisten heimischen Orchideen brauchen entweder magere Wiesenstandorte, Feuchtgebiete oder nährstoffarme lichte Wälder. Sie verbinden sich mit Bodenpilzen und können nur mit diesen überleben. Das Ausgraben von wilden Exemplaren ist nicht nur streng verboten, sondern führt meistens auch zum schnellen Absterben der Wildpflanzen, die in heimischen Gärten nicht die Bedingungen vorfinden, die sie brauchen. Sie stehen unter Naturschutz – also lediglich in der Natur bewundern und dort stehen lassen!

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SWR Fernsehen