Schlafstörungen, Herzrasen, innere Unruhe

Warum die Digitalisierung uns krank macht

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Depression, Burn-Out, Arbeitsausfälle. Viele Experten sehen die Digitalisierung als Ursache für derlei psychische Erkrankungen. Schuld seien Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit und das ständige Online-sein.

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Digitalisierung macht uns krank

Laut Dr. Alexander Jatzko ist die Gesellschaft von der Digitalisierung regelrecht überrollt worden, ohne darauf vorbereitet worden zu sein. Es habe nie richtige Spielregeln gegeben, wie, wann und wo Smartphone und Computer eingesetzt werden sollen. Es gebe Studien, wonach 70 Prozent aller unter 30-Jährigen mit dem Smartphone im Bett schliefen. Viele beschwerten sich über Schlafstörungen. Das liege auch daran, dass viele Menschen nicht mehr abschalten könnten. Folgen können Burnout oder Depressionen sein.

Dr. Alexander Jatzko, macht Digitalisierung uns krank? (Foto: SWR)
In der Klinik für Psychosomatik des Westpfalzklinikums in Kaiserslautern beschäftigt sich Dr. Alexander Jatzko mit dem Thema Digitalisierung, denn viele seiner Patienten haben Burnout und Depressionen.

Er sieht eine Verstärkung dieser Krankheiten in den vergangenen Jahren und gibt der Digitalisierung eine Mitschuld.

Jeder kann von den Nachteilen der Digitalisierung betroffen sein

Im Prinzip ist jeder gefährdet, auch die Kleinsten unserer Gesellschaft: Studien zeigen, dass heutige Kinder und Jugendliche unglücklicher aufwachsen als noch vor 20 Jahren. Laut Dr. Alexander Jatzko seien sie heute in stärkerem Maße sozialem Druck ausgesetzt als früher. Auch die ständige Reizüberflutung, der Drang ständig neue Inhalte zu konsumieren, mache Kinder häufig unausgeglichener und unkonzentrierter.

Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass die Kurzsichtigkeit unter Kindern und Jugendlichen wegen der Smartphone-Nutzung angestiegen ist.


Betroffen sind vor allem aber Berufstätige. Denn die Digitalisierung hat auch zur Arbeitsverdichtung geführt, das beklagen auch Gewerkschafter immer wieder. Stress und ständige Erreichbarkeit kommen hinzu. Aber auch im Privaten besteht der Drang, über alles und jeden informiert zu sein. Ständig sei man mit den Gedanken woanders und nie bei sich selbst, stellt auch der Experte bei seinen Patienten fest.

Auf Alarmsignal achten!

Mögliche Symptome sind Schlafstörungen, Herzrasen oder innere Unruhe. Wenn die Gedanken nur noch um das kreisen, was erledigt werden muss, entsteht ständiger Druck. Eine Folge ist die Unfähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren, das kann ein erstes Anzeichen für Burnout sein. Ebenso sind körperliche Schmerzen manchmal ein Indiz, denn viele Betroffene berichten von Magenschmerzen. In jedem Fall sollte man seinen Arzt konsultieren, wenn die Beschwerden andauern.

Mittel gegen Depressionen und Burnout

Mittlerweile haben auch viele Arbeitgeber das Problem erkannt und achten vermehrt darauf, einen Ausgleich zu schaffen, zum Beispiel mit Betriebssport oder Yoga in der Mittagspause.

Smartphone ausschalten (Foto: SWR)
Digitales Fasten ist durchaus eine Hilfe, um mal abzuschalten und nicht ständig online zu sein.

Letztendlich muss aber jeder einzelne bei den ersten Anzeichen die Reißleine für sich ziehen und vor allem für ausreichend Ausgleich im Privatleben sorgen. Dr. Alexander Jatzko empfiehlt, klare Regeln festzuschreiben, wann, wo und wie das Smartphone und das Internet im Privatleben genutzt wird. Er rät, je weniger, desto besser.

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SWR Fernsehen