Steigende Population

Warum Nilgänse zur Plage werden

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Immer mehr Nilgänse! Die Population ist in den vergangenen Jahren auch in Rheinland-Pfalz drastisch gestiegen. Dabei gehören die Vögel gar nicht hierher.

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Im Naturschutzgebiet Jungferweiher bei Ulmen, wo Dr. Christian Dietzen sozusagen jeden Vogel kennt, ist sie zum Beispiel kein Problem.

Vogelkundler Dr. Christian Dietzen am Naturschutzgebiet Jungferweiher (Foto: SWR)
Dr. Christian Dietzen ist Vogelkundler mit Leib und Seele: Er plädiert dafür, von Fall zu Fall zu entscheiden.

Nilgänse gehören allerdings zu den sogenannten Neozoen, also zu den tierischen Einwanderern, deren Integration als fremde Art genau beobachtet wird.

Woran erkennt man eine Nilgans?

Vogelkundler finden, dass sie gut aussieht. Durch den braunen Augenfleck ist sie leicht von anderen Gänsen zu unterscheiden. Sie wird etwa 70 Zentimeter hoch. Beide Geschlechter gleichen sich, aber das Männchen ist ein wenig größer.

Woher stammt die Art?

Die Nilgans ist ursprünglich – wie der Name schon sagt – am Nil beheimatet gewesen. Da galt sie als heiliger Vogel, die dem Gott Amun geweiht war. Heute kommt sie am Nil kaum noch vor, dafür aber an Seen und Flüssen in ganz Afrika. Dr. Christian Dietzen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Nilgänsen. Er weiß, dass sie eigentlich gar nicht aus Afrika eingewandert sind, sondern aus den Niederlanden und Großbritannien, wo sie schon seit 200 Jahren zuhause sind.

Nilgänse (Foto: SWR)
Nach Deutschland sind Nilgänse erst seit den 90er Jahren gekommen, haben sich dann aber stark ausgebreitet.

Warum stellt die Nilgans ein Problem dar?

Mehr als 10.000 Brutpaare gibt es in Deutschland, Tendenz steigend. Das sollte kein Problem sein, wenn man bedenkt, dass etwa 37.000 Grauganspaare hier brüten.

Seit Jahren führt man in Oberwerth einen Kampf gegen die Nilgänse – mit Drohnen und anderen Vergrämungsarten. 2019 waren die Zahlen zum ersten Mal geringer.
Beim Landesjagdverband Rheinland-Pfalz in Gensingen haben sich die Klagen über die Nilgänse in den letzten Jahren allerdings auch gehäuft: Günther Diether Klein, Pressesprecher des Landesjagdverbandes, sagt, dass die Nilgans, dort wo Populationsdruck herrscht, zum Beispiel brütende Stockgänse vertreibt oder sogar tötet. Wenn sie in großen Scharen auftritt, kann sie ganze Äcker leerfressen.

Was unternehmen die Behörden gegen die Nilgans?

Laut EU-Verordnung sind sie auch zum Abschuss freigegeben. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre ist die Zahl der erlegten Tiere von 380 auf 2.030 gestiegen. Ob das die Lösung ist, sei dahingestellt. Nach Meinung von Vogelkundler Dr. Christian Dietzen, der für die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz ein Standartwerk zur Rheinland-Pfälzischen Vogelwelt geschrieben hat, wird sich die Nilgans nicht mehr so leicht vertreiben lassen. Dafür hätte man früher aktiv werden müssen.

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SWR Fernsehen