Klein, haarig, unangenehm

Eichenprozessionsspinner breitet sich aus

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Obwohl sie harmlos aussehen, haben sie es in sich: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners verursachen unangenehme Ausschläge und gefährden potentiell alle, die mit ihnen in der Natur in Berührung kommen.

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Was ist ein Eichenprozessionsspinner?

Aus den Raupen entwickeln sich unscheinbare, nachtaktive Falter. Dieser Schmetterling ist harmlos. Die Raupen kommen ausschließlich in Eichenbäumen vor und durchlaufen bis zu sechs Entwicklungsstadien, ehe sie sich verpuppen.

Gabi Kleinhempel, vom Forstamt Kusel (Foto: SWR, SWR -)
Gabi Kleinhempel vom Forstamt Kusel

Sie leben gesellig und gehen gemeinsam wie in einer Prozession auf Nahrungssuche – daher der Name. Gabi Kleinhempel vom Forstamt Kusel, findet in ihrer Region zunehmend mehr Eichenprozessionsspinner: "Bis zu zehn Meter lang kann so eine Prozession sein. Die wandern dann in die Eichenkronen und fressen die Eiche von oben runter ab."

Warum breiten sich diese Raupen in Rheinland-Pfalz aus?

Der Eichenprozessionsspinner kommt ursprünglich in Vorderasien, dem südlichen Russland und in Südeuropa vor. Auch in Deutschland gibt es ihn schon etwa 200 Jahre. Aber seit etwa 2005 tritt er auch verstärkt in Rheinland-Pfalz auf. Denn die Frühjahre und Sommer werden auch hier im Land immer wärmer.

Dazu die Leiterin des Forstamtes Kusel: "Wir haben hier sehr viele Randeffekte. Randeffekte bedeuten für den Eichenprozessionsspinner: Ich habe Wärme, ich habe einen Platz, wo ich Sonne tanken kann. Mitten im Pfälzer Wald kommt der Eichenprozessionsspinner sehr selten vor, da ist es zu dunkel und zu kalt."

Welche gesundheitlichen Risiken gibt es für den Menschen?

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners entwickeln sogenannte Brennhaare. In ihnen befindet sich ein lösliches Eiweiß, das die Raupe vor Fressfeinden schützt. Für den Menschen hat der Kontakt mit den Brennhaaren unangenehme Folgen. Das mussten auch Kerstin Kostric und Peter Thielen nach einer Wanderung an der Lahn feststellen.

Peter Thielen und Kerstin Kostric (Foto: SWR, SWR -)
Kerstin Kostric und Peter Thielen haben bei einer Wanderung Bekanntschaft mit dem Eichenprozessionsspinner gemacht

Peter Thielen hatte die Raupen mit einem Tuch einfach weggeschnippt. Im Verlauf des Tages hat er das Tuch noch ein paar Mal an den Hals gehalten, weil es ein sehr warmer Tag war. Am nächsten Morgen erlebte er eine Überraschung: Sein Hals war knallrot und voll mit Pusteln und Pickeln begleitet von einem starken Juckreiz.

Bei Kerstin Kostric saßen zwei Raupen auf dem Rücken.

"Nachts bin ich irgendwann wachgeworden und hab gedacht, was ist denn auf meinem Rücken los? Alles heiß irgendwie, juckend. So ein Jucken habe ich in meinem Leben noch nicht gehabt."

Die allergischen Reaktionen können von Ausschlag über Bindehautentzündung, Fieber und Schwindel bis hin zu Asthmaanfällen reichen.

Wie bekämpft man den Eichenprozessionsspinner?

Wenn sich die Raupen schon längst zu Schmetterlingen entwickelt haben, bleiben ihre Nester mitsamt den Häutungsresten weiter gefährlich. Und das sogar bis zu acht Jahren. Aus diesem Grund ist es ratsam, Nester und Raupen zu entfernen. Das machen Fachleute mit speziellen Saugern.

Bekämpfung der Insekten ist nur mit Schutzkleidung  (Foto: SWR, SWR -)
Die Bekämpfung der Insekten ist nur mit Schutzkleidung möglich.

Bevor die Raupen die Brennhaare ausgebildet haben, ist es möglich, sie mit einem biologischen Spritzmittel zu bekämpfen. Das sorgt dafür, dass die Raupen aufhören zu fressen und dann verenden.

"Um andere Insekten zu schützen, wird das biologische Spritzmittel nur selten eingesetzt. Nur dann nämlich, wenn Bäume in der Nähe von Spielplätzen oder Schulen vom Eichenprozessionsspinner befallen sind."

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SWR Fernsehen