Als Krankheit anerkannt

Computerspielsucht - Anzeichen und Auswirkungen

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In Zeiten von Corona gilt: Zuhause bleiben, wenn irgend möglich. Doch wenn gewohnte Freizeitbeschäftigungen wegfallen, fällt so mancher in ein Langeweile-Loch. Computerspiele sind dann häufig eine willkommene Abwechslung.

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Computerspielsucht ist ein verbreitetes Phänomen, vor allem unter Jugendlichen. Aber nicht nur. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Computerspielsucht als Krankheit anerkannt.

So erkennen Sie eine Computerspielsucht

Schätzungen zufolge gelten in Deutschland etwa ein Prozent der Bevölkerung als internetsüchtig. Ein Drittel davon als computerspielsüchtig. Die Grenzen zwischen dem normalen Spiel am Computer und einer Abhängigkeit, die behandelt werden sollte, sind nicht immer leicht zu erkennen.

Dr. Klaus Wölfling, Ambulanz für Spielsucht Mainz (Foto: SWR)
Dr. Klaus Wölfling ist psychologischer Leiter der Ambulanz für Spielsucht an der Unimedizin Mainz.

"Den typischen Patienten gibt es nicht. Man kann aber sagen, ein Großteil ist zwischen 20 und 30 Jahren. Es sind vor allem männliche Patienten und die haben vor allem Probleme im Beruf, aber auch im Freizeitbereich, sind häufig sehr isoliert und stehen sehr alleine da im Leben."

Experten wie Dr. Klaus Wölfling verweisen auf bestimmte Suchtkennzeichen, die auf eine Abhängigkeit deuten:

  • Von einer Computerspielsucht kann man ausgehen, wenn innerhalb der vergangenen zwölf Monate zum Beispiel wegen des Spiels der Beruf, Familie oder Freunde vernachlässigt wurden.
  • Wenn das Interesse an früheren Hobbys abnimmt und wenn sich die Gedanken nur noch um das Computerspiel drehen.
  • Wenn ein Kontrollverlust eintritt, wenn das Spielen wollen zu einem Spielen müssen wird.
Jugendlicher vor dem Bildschirm (Foto: SWR)
Entgegen der weitläufigen Meinung ist Computerspielsucht nicht nur ein Problem von Jugendlichen.

Diese Auswirkungen hat Computerspielsucht

Die Auswirkungen der Computerspielsucht können erheblich sein:

  • Es kann zu körperlichen Beeinträchtigungen kommen wie etwa Haltungsschäden oder beeinträchtigten Gelenken bis hin zur Vernachlässigung der Körperhygiene.
  • In schweren Fällen bestimmt das Computerspiel die Tagesstruktur, es kommt zur Isolation, Verwahrlosung und nicht selten geraten der Arbeitsplatz oder die Beziehung zum Partner in Gefahr.
  • Eine Therapie von Computerspielsüchtigen erfolgt je nach Schwere der Sucht ambulant oder stationär.
  • Ein Aufenthalt in der Klinik dauert in der Regel zwischen sechs und zehn Wochen. Während dieser Zeit finden unter anderem Gruppen- und Einzelgespräche statt, in denen der Patient darauf vorbereitet wird, abstinent zu werden und wieder zu einem normalen Leben, abseits der virtuellen Realität, zurückzufinden.
  • Viele Patienten leiden während der Therapiezeit an Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen und einem allgemeinen Unruhegefühl.

Wie Betroffenen geholfen werden kann

Webseite OASIS, Hilfe für Spielsüchtige (Foto: SWR)
Hilfe für Spielsüchtige gibt es auch im Internet.

Daneben gibt es das sogenannte Oasis-Programm. Die Abkürzung steht für Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige und wird unterstützt durch das Bundesministerium für Gesundheit. Auf der Homepage können Betroffene auch einen Selbsttest machen, um festzustellen, ob sie computerspielsüchtig sind.

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SWR Fernsehen