Geld sammeln für große Projekte

Crowdfunding in Rheinland-Pfalz

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Immer wieder hört man es in Verbindung mit sozialen Projekten oder technischen Erfindungen. Crowdfunding oder auch Schwarmfinanzierung ist in aller Munde. Doch was genau heißt Crowdfunding und wie funktioniert es?

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Wie funktioniert Crowdfunding?

Crowdfunding ist sogenannte Schwarm- oder Gruppenfinanzierung. Die Finanzierungsart stammt aus den Vereinigten Staaten.

Projekte werden online häufig mit einem Video auf speziellen Portalen beworben. Es wird ein Zeitraum festgelegt, in dem eine bestimmte Menge an Geld aufgebracht werden soll, die Mindestkapitalmenge. Bei manchen Plattformen ist es auch möglich, ein erstes und zweites Finanzierungsziel festzulegen.

Das erste Ziel muss erreicht werden, denn dies ist der Mindestbetrag, der zum Umsetzen des Projektes benötigt wird. Das zweite Ziel sind zusätzliche Gelder, die für Weiterentwicklungen oder Verbesserungen genutzt werden können. Viele Einzelpersonen, die Funder, sagen kleine oder größere Beträge zu im Gegenzug für materielle und immaterielle Gegenleistungen. Ob der Betrag erstmal nur versprochen oder direkt gegeben wird, hängt vom Modell ab.

Gemüse im Wingert

In Bad Dürkheim beispielsweise wächst zwischen den Reben des Weinguts Isegrim Ungewöhnliches: Kohlrabi, Salat und Kartoffeln. Hier baut Sören Claaßen Gemüse in jeder zweiten Rebzeile an. Für dieses Projekt braucht er Unterstützung und will mit Hilfe von Crowdfunding 9.000 Euro aufbringen, um davon vor allem Maschinen zu kaufen.

Rebzeile (Foto: SWR)
Sören Claaßen sammelt Geld ein für die passenden Geräte, denn die meisten Maschinen sind zu breit für die schmalen Rebzeilen.

Das Portal Startnext ist in Deutschland die wichtigste Seite für Crowdfunding-Projekte. Das Gründungsbüro der Technischen Universität Kaiserslautern hat hier den "Ideenwald" gegründet. Bernhard Lorig und seine Kollegen stellen besondere Projekte aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland vor, damit diese größere Chancen haben, das Finanzierungsziel zu erreichen. Die Internet-Seite ist in Kooperation mit anderen Universitäten aus beiden Bundesländern gestartet worden und bietet auch Veranstaltungen und Workshops an.

Crowdfunding in RLP (Foto: SWR)
Ein Ziel der Website "Ideenwald" ist, Crowdfunding in Rheinland-Pfalz und Saarland populärer zu machen.

Oftmals ist der Erfolg eines Crowdfunding-Projekts von der emotionalen Bindung der Spender an das Projekt abhängig. Fühlen sich Geldgeber als Teil eines großen Ganzen, spenden sie häufiger. Scheitert ein Projekt, wird also beispielsweise nicht die Mindestkapitalmenge erreicht, kann die Rückmeldung der Interessenten trotzdem hilfreich für die Initiatoren sein.

Welche Varianten des Crowdfunding gibt es?

Die Gegenleistungen für das gegebene Geld unterscheiden sich von Projekt zu Projekt. Spendenbasiertes Crowdfunding erfolgt ohne Gegenleistung, während beim gegenleistungsbasierten ("reward-based") Crowdfunding der Geldgeber das fertige Produkt oder einen anderen materiellen beziehungsweise immaterieller Gegenwert erhält. Es gibt aber noch andere Formen der Crowdfinanzierung - das Crowdinvesting und Crowdlending.

"Crowdinvesting ist nichts anderes als eine Risikoinvestition, meistens in ein Start-Up, das heißt der Geldgeber, also der Investor wird am Gewinn beteiligt und bekommt nach einer gewissen Laufzeit eine entsprechend eine prozentuale Beteiligung an dem gemachten Gewinn. Beim Crowdlending ist es so, dass es eine Kreditvergabe über die Crowd ist."

Besonders beliebt in Deutschland ist das Finanzieren von und Investieren in Immobilien durch Crowdfunding.

Wann fließt das Geld?

So haben die Funder mehr Sicherheit, dass die Produkte oder Initiativen realisiert werden. In den Vereinigten Staaten gibt es auch "flexible funding" Plattformen, bei denen gegebenes Geld sofort an den Initiator geht, ohne dass der gesetzte Mindestbetrag erreicht wurde.

Ingmar Jaschok vom Bornwiesenhof im Hunsrück hat bereits sein Fundingziel erreicht. Er nutzt das gesammelte Geld, um seine artgerechte Hühnerhaltung auszuweiten. Mit den über 20.000 Euro will er zeigen, dass seine Art der Hühnerhaltung, inklusive älterer Rassen, alternativem Futtermittel sowie Legepausen für Hennen und ohne Kükenschreddern auch wirtschaftlich funktionieren kann. Über seinen Blog hofhuhn.de will er Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.

Hofhuhn (Foto: SWR)
Ingmar Jaschok zeigt auf seinem Blog, wie er seine Crowdfunding-Projekte umsetzt.

Welche Risiken gibt es?

Es wird viel Vertrauen von Geldgebern gefordert, denn das Geld fließt über die Plattformen, die selbst einen Prozentsatz davon abgreifen.

Besonders Crowdinvesting ist risikoreich. Die Verbraucherzentrale in Mainz empfiehlt Crowdinvesting nicht als Altersvorsorge oder Alternative zu anderweitigem Geldanlegen zu nutzen. Denn es besteht wenig Sicherheit bei Geldverlust und das Risiko eines Totalverlusts ist hoch. Auch die Bundesregierung deckelt die Investitionen, die durch Crowdinvesting und Crowdlending gemacht werden können. Derzeit können privaten Anleger maximal 25.000 Euro pro Initiative geben.

Für die Initiatoren ist es wichtig, bereits eventuell notwendige Patent-, Urheber oder Markenrechte zu klären, damit die eigene Idee nicht nach Veröffentlichung geklaut wird.

Fazit

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SWR Fernsehen