Verbotener Griff nach fremden Früchten

Wer Mundraub sagt, meint Diebstahl

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Kaum einer denkt sich etwas dabei, wenn er bei einem Spaziergang ein paar Früchte von einem Baum probiert. Viele ältere Menschen kennen in diesem Zusammenhang noch den Begriff des Mundraubes, den es als Tatbestand bis Ende 1974 im Strafgesetzbuch gab. Der spielt heute keine Rolle mehr.

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Warum gilt Mundraub heute als Diebstahl?

Der Begriff Mundraub stammt aus Zeiten, als es vielen Teilen der Bevölkerung schlecht ging, etwa in den Nachkriegsjahren. Er bezog sich auf das Sammeln von Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf. Offiziell war Mundraub auch damals strafbar, aber vor allem bei kleinen Mengen wurde er toleriert.

Heute gibt es den Mundraub als Straftatbestand nicht mehr. Er wird als Diebstahl eingestuft. Einzige Unterscheidung ist der Wert des Gestohlenen.

Bei Obstdiebstahl wird es sich in der Regel um einen geringwertigen Diebstahl handeln, denn der Wert des Obstes ist bei kleinen Mengen gering. Für die Polizei spielt das keine Rolle.

Wie versuchen sich Obstbauern vor Diebstahl zu schützen?

Markus Hochhaus auf seinem Traktor in einer Obstplantage in Mainz-Finthen (Foto: SWR)
Markus Hochhaus baut Obst in Mainz-Finthen an

Obstbauern wie Markus Hochhaus aus Mainz-Finthen kennen es aus eigener Erfahrung, dass Spaziergänger oder andere Personen sich an seinen Bäumen bedienen.

  • Gegen Obstklau kann er nur wenig unternehmen - außer er ertappt die Täter auf frischer Tat.
  • Mit Zäunen ließen sich meist nur Wildtiere abhalten, aber wenn jemand auf ein Feld gelangen wolle, hielte auch ein Zaun ihn nicht ab, so der Obstbauer.
  • Andere setzen auf Abschreckung und installieren Wildkameras in den Feldern.
Die Polizei fährt in der Erntezeit Streife in den Obst-Plantagen. (Foto: SWR)
Die Polizei fährt in der Erntezeit Streife in den Obst-Plantagen.

Markus Hochhaus und seine Kollegen aus Mainz haben zusammen mit der Polizei ein Einsatzkonzept entwickelt.

  • Das beinhaltet neben regelmäßigen Streifenfahrten in den Obstplantagen die Verabredung bestimmter Treffpunkte für den Fall, dass eine verdächtige Person in den Feldern entdeckt wird.
  • Auch die Bereitstellung von Kartenmaterial mit den befahrbaren Wirtschaftswegen zählt dazu, damit sich die Beamten schneller zurechtfinden und die Wege in den Obstfeldern kennen.

Welche Strafen drohen bei Diebstahl von Obst?

Thomas Sinner von der Polizeiinspektion 3 in Mainz (Foto: SWR)
Thomas Sinner von der Polizeiinspektion 3 in Mainz

Obst zu stehlen ist kein Kavaliersdelikt. Es ist eine Straftat. Jeder Kirschen-, Aprikosen- oder Zwetschgendiebstahl ist ein Griff ins Portemonnaie des Obstbauern.

„Differenziert wird im Strafgesetzbuch zwischen dem Diebstahl und dem Diebstahl geringwertiger Sachen. Wie die Staatsanwaltschaft das dann im Weiteren beurteilt, ob ein Verfahren gegen eine Person weiter betrieben wird. Das ist dann Aufgabe und Entscheidung der Staatsanwaltschaft."

Anlässe für eine enge Zusammenarbeit der Obstbauern mit der Polizei gibt es immer wieder. Zum Beispiel ein Diebstahl von mehreren hundert Kilo Aprikosen auf einem Feld in Mainz vor knapp zwei Jahren. Mehrere Täter hatten damals fast ein ganzes Feld Aprikosen abgeerntet und waren mit ihrer Beute verschwunden.

Dem betroffenen Obstbauern entstand ein Verlust von mehr als 1.500 Euro. Neben dem finanziellen Schaden beklagen die Obstbauern oft auch Schäden an den Bäumen, die durch unsachgemäßes Pflücken entstehen. Zum Beispiel wenn Diebe Äste abreißen und Bäume erkranken, weil sich in den Wunden Pilze einnisten und den Baum schädigen.

Wo kann man unbesorgt Obst pflücken?

Wild wachsendes Obst wie etwa Brombeeren am Wegesrand dürfen bedenkenlos in kleinen Mengen gepflückt werden, dasselbe gilt für das Pilze sammeln. Vereinzelt gibt es auch Obstbäume, die zum legalen Ernten freigegeben sind.

Eine Übersicht, wo welche Bäume für das legale Ernte frei gegeben sind, bietet die Internetseite "mundraub.org". Hier sind auf einer Karte Standorte von Obstbäumen, Beerensträuchern, sowie von Kräutern und Nüssen aufgeführt.

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SWR Fernsehen