Zu Gast in der warmen Jahreszeit

Schwalben - Flugkünstler am Sommerhimmel

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Der Sommerhimmel ist ihr Reich. Schwalben sind perfekt an ihren luftigen Lebensraum angepasst. Als Jäger von Fluginsekten landen sie nur zur Brut und um sich auszuruhen.

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Die Zeiten, in denen Menschen Tierarten in "nützlich" und "schädlich" unterteilt haben, sollten zwar vorbei sein – aber fest steht, dass wir den Schwalben dankbar sein können: Vogelexperte Olaf Strub vom Nabu Rheinland-Pfalz schätzt, dass eine Mehlschwalbenfamilie 1 bis 1,2 Kilo Mücken und andere Insekten vertilgt, um ihre Jungen aufzuziehen - eine stattliche Leistung! Immerhin dürften das mehrere 1.000 Einzelinsekten sein.

Welche Schwalbenarten gibt es bei uns?

Am bekanntesten sind Rauch- und Mehlschwalben.

  • Rauchschwalben kann man an den langen Schwanzspießen erkennen. Sie erscheinen im Flug dunkel, weil sie eine dunkle Oberseite haben, und ihre Flügel sind relativ lang.
Landesschau-rp Gut zu wissen Schwalben Rauchschwalbe (Foto: IMAGO, McPHOTO/A. Pulwey)
Ein weiteres Erkennungsmerkmal der Rauchschwalbe ist eine braunrote Färbung von Kehle und Stirn.
  • Mehlschwalben dagegen sind kleiner und haben einen kürzeren leicht gegabelten Schwanz. Auf ihrem unteren Rücken kann man – kurz vor dem Schwanz – einen weißen Bürzelfleck erkennen.
Landesschau-rp Gut zu wissen Schwalben Mehlschwalbe (Foto: IMAGO, imago stock&people)
Neben dem weißen Bürzelfleck ist die weiße Bauchseite ein weiteres Kennzeichen der Mehlschwalbe.
  • Auch die seltenere Uferschwalbe kommt in Rheinland-Pfalz vor. Ein kleiner, unauffällig gefärbter Vogel, der eher abseits von menschlichen Siedlungen lebt.
Landesschau Gut zu wissen Schwalben Uferschwalbe (Foto: IMAGO, AGAMI/R. J. Schut)
Uferschwalben graben Höhlen in sandige Böschungen, zum Beispiel an Flüssen oder in Sandgruben, und ziehen dort ihre Jungen auf.

Oft mit Schwalben verwechselt werden die Mauersegler. Diese relativ großen dunklen und sehr wendigen Vögel leben nur von Mai bis August bei uns. Mit schrillen Schreien fliegen sie über unseren Städten – es ist ein typisches Sommergeräusch. Dass sie den Schwalben so ähnlich sehen, ist kein Wunder: Sie bewohnen den gleichen Lebensraum und jagen ebenfalls Insekten. Mit den Schwalben sind sie aber nicht näher verwandt, stehen im Stammbaum der Vögel eher den Kolibris nahe.

Landesschau-RP Gut zu wissen Schwalben Mauersegler (Foto: IMAGO, AGAMI/A. Ouwerkerk)
Mauersegler sehen den Schwalben zum Verwechseln ähnlich, sind aber erheblich größer als diese.

Wie leben Schwalben?

Rauchschwalben lieben die Menschennähe: Sie brüten vor allem in Gebäuden, zum Beispiel in Ställen, wo es schön warm ist und sie leicht Fliegen erbeuten können. Ihre napfförmigen Nester sind oben offen und befinden sich meist dicht unter der Decke. Gesellig sind sie, aber keine strengen Koloniebrüter: Zwischen Rauchschwalbennestern bleibt immer ein bisschen Abstand.

Der Mehlschwalbe dagegen kann es gar nicht eng genug sein: Sie ist ein Koloniebrüter und baut ihre kunstvollen Lehmnester dicht an dicht, am liebsten unter Dachvorsprünge im Freien. Die bis auf ein kleines Loch völlig geschlossenen kunstvollen Lehmnester bieten den Jungen Schutz vor den Unbilden des Wetters und vor Fressfeinden.

Alle drei Schwalbenarten kommen bei uns nur im Sommer vor. Weil sie Fluginsekten jagen, könnten sie den mitteleuropäischen Winter nicht überstehen. Sie ziehen ziemlich weit in den Süden, die meisten bis nach Afrika, südlich der Sahara.

Warum sind Schwalben gefährdet?

Das Insektensterben gefährdet die Nahrungsgrundlage der Vögel. Außerdem fehlt es vor allem in den Städten oft an Pfützen und schönen, lehmig-feuchten Stellen, an denen die Schwalben ausreichend Nistmaterial finden können. Und es gibt Hausbesitzer, die keine Schwalben mögen, weil sie Angst haben, dass die Tiere zu viel Schmutz hinterlassen. Dabei kann man durch Brettchen, die etwa einen halben Meter unterhalb der Nester angebracht werden, problemlos verhindern, dass die Schwalben die Fassade verschmutzen.

Olaf Strub kennt in Mainz noch große Mehlschwalben-Kolonien mit mehr als 140 Nestern. Die Mühle der Firma Bindewald hat der Nabu als "schwalbenfreundlich" ausgezeichnet: Die Plakette der Aktion "Schwalben willkommen" ist eine kleine Anerkennung für Menschen, die den fleißigen Fliegern einen Lebensraum bieten. Auch etliche private Hausbesitzer haben sie in den vergangenen Jahren erhalten, viele von ihnen haben die Schwalben sogar mit Kunstnestern angelockt.

Das Fußballstadion als Lebensraum (Foto: SWR)
In Mainz haben sich die Schwalben einen besonderen Brutstandort ausgesucht: das Fußballstadion

Ob Schwalben aber einen für sie neuen Lebensraum annehmen – das entscheiden nur sie selbst. Am Mainzer Fußballstadion, der Opel Arena, haben sie sich entschieden: Obwohl das Bauwerk erst vor acht Jahren eröffnet wurde, gibt es hier eine wachsende Mehlschwalbenkolonie. Für die Vögel könnte das Stadion mitten in den Feldern gelegen einem Felsen ähneln, ihrem ursprünglichen Brutstandort, vermutet Vogelexperte Olaf Strub.

Was sagt das Verhalten der Schwalben über das Wetter aus?

"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" – stimmt! Einzelne Schwalben, früh im Jahr, sind in der Tat noch kein "Sommerzeichen". Es handelt sich meistens um besonders mutige Exemplare, die Vorhut sozusagen. Wird es warm, zahlt sich ihr Verhalten aus, weil sie früher ihre Reviere besetzen und Junge aufziehen können. Kommt ein starker Wintereinbruch, bezahlen sie ihren Wagemut möglicherweise sogar mit dem Leben.

"Wenn‘s Gewitter gibt, fliegen die Schwalben tief" – stimmt teilweise. Zwar wissen Schwalben nicht, ob oder wann es gewittert, aber sie merken, wo sich ihre Beute befindet. Denn bei sich verändernder Luftfeuchte und wechselndem Luftdruck verändern Insekten ihre Flughöhe. Und die Schwalben folgen ihnen. Es kann also schon sein, dass das Verhalten der Schwalben auf Gewitter hindeutet. Verlassen kann man sich darauf aber nicht.

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SWR Fernsehen