Ein Rohstoff wird knapp

Sand – wie Sand am Meer?

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"Wie Sand am Meer". Wenn wir diesen Vergleich ziehen, dann sagen wir damit, dass es geradezu unendliche Vorräte von etwas gibt. Wenn man Strände und Wüsten betrachtet, dann trifft das ja auch beinahe zu. Denn Wüstensand wird nicht industriell abgebaut. Aber gerade Sand, wie wir ihn (ver-)brauchen, gibt es nicht wie Sand am Meer.

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Was ist Sand?

Sand ist kein bestimmtes Gestein, sondern eine Gesteinsgröße: Körnchen von 0,063 bis 2 Millimeter werden Sand genannt. Sind sie feiner, fühlen sie sich fast mehlig an und heißen in der Fachsprache Schluff. Steine, die größer als 2 Millimeter sind, bezeichnen Geologen als Kies.

Woher kommt Sand?

Der Sand in Rheinland-Pfalz kommt aus dem Hochgebirge. Seit Millionen Jahren schmirgeln, Sonne, Wind und Regen Felsen ab. Die Sedimente wurden und werden von Wind und Gletschern in Bäche gespült, weiter über Flüsse, wo sie sich zum Teil ablagern. Ein guter Teil der Sedimente wird bis an die Meeresmündungen weitergeleitet. Der Sand im Meer entsteht durch Wellengang. Dieser schmirgelt Korallen und Muscheln ab und spült die Sedimente an die Strände.

Wo hat sich in Rheinland-Pfalz Sand abgelagert?

Überall dort, wo früher mal Wasser war oder heute noch ist: In den Talauen der großen Flüsse Rhein und Mosel, im Neuwieder Becken, im Oberrheingraben und auf den rheinhessischen Höhen, wo vor zehn Millionen Jahren mal der Ur-Rhein geflossen ist.

Warum ist Sand ein knappes Gut geworden?

In den letzten 20 Jahren hat sich der Bauboom verdreifacht. Heute wird dreimal mehr gebaut als noch vor 20 Jahren. Mehr als 40 Milliarden Tonnen Sand werden weltweit pro Jahr verbaut. 98 Prozent der Menge geht in den Bau. Beton besteht zu zwei Dritteln aus Sand. Für den Bau von einem Kilometer Straße werden 30.000 Tonnen Sand benötigt, für ein Einfamilienhaus ungefähr 200 Tonnen.


Aber auch zur Herstellung von Alltagsgegenständen wird Sand gebraucht: Glas, Spiegel, Keramik, Handys, Computer, Klebstoffe. Für die Weiterverarbeitung wird Sand unterschiedlicher Größen und mit Kanten gebraucht, weil diese Körner sich mit anderen Stoffen und untereinander verhaken können sollen.

Sand (Foto: SWR)
Flusssandkörner sind unterschiedlich groß und kantig. Mit diesem kleinen Experiment kann man eindrücklich zeigen, wie gut sich dieser Sand deswegen verhakt und der Stock vom Sand gehalten wird.

Wüstensand ist dazu nicht geeignet, weil seine Körnchen alle gleich groß und rund geschliffen. Wüstenstaaten auf der arabischen Halbinsel müssen deshalb für ihre Mega-Bauten Sand aus Australien importieren - so absurd das vielleicht klingen mag. In Afrika rund um den Victoria-See graben Chinesische Bauunternehmen den Sand ab und die kleinsten Maldiven-Inseln sind schon komplett verschwunden, weil sich illegaler Sandabbau und die Sandmafia den Rohstoff unter den Nagel gerissen haben.

Welche Konflikte gibt es mit dem Naturschutz?

Rohstoffabbau ist immer ein Eingriff in die Natur. Weil Sand in Rheinland-Pfalz in Gruben abgebaut wird, ist die entstandene "Mondlandschaft", wo früher alles grün war, für alle sichtbar. In vergangenen Jahrzehnten standen sich Naturschützer und Abbau-Unternehmen meist feindlich gegenüber. Mittlerweile arbeiten beide miteinander und suchen gemeinsame Lösungen. Zuvor industriell bewirtschaftetes Ackerland wurde erst durch den Sandabbau zu einem ökologischen Juwel. Schwere Bagger schaffen feuchte Tümpel für Amphibien, senkrechte Wände bieten selten gewordenen Vögeln wie Bienenfressern und Uferschwalben Brutplätze.

Stillgelegte Abbauflächen, die nicht verfüllt, sondern nach Naturschutz-Maßstäben mager gehalten werden, bieten seltenen Pflanzen Lebensraum. Wichtig ist, dass nach der Ausbeutung einer Grube diese nicht verfüllt und rekultiviert, also zum Beispiel der Landwirtschaft wieder zugänglich gemacht wird, sondern dass die seltene "Mondlandschaft" erhalten bleibt.

Sandabbau (Foto: SWR)
Abbauflächen bieten seltenen Tieren einen Lebensraum und können kleine ökologische Juwele werden.

Für den weltweiten Sandabbau sind die Folgen gravierender. In den meisten Fällen wird der Sand in riesigen Massen vom Meeresgrund abgesaugt oder von den Küsten aus abgegraben. So werden Lebensräume zerstört, Strömungen verändert, Korallen zerstört, Fische verenden, Fischer verlieren ihre Lebensgrundlage. Prozesse, die zu einer massiven Zerstörung der Natur beitragen.

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SWR Fernsehen