Nachhaltige Putzmittel

Wie umweltfreundlich sind Bioreiniger?

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Der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Fairness von Produkten wird immer größer. Darauf haben auch die Hersteller reagiert. Auf Alltagsprodukten wie Reinigungsmitteln steht in großen Buchstaben "Bio", "biologisch vorbildlich" und "Powergreen Technology". Doch halten Bio-Reiniger ihr Versprechen an die Umwelt?

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Was steckt in Bio-Reinigern drin?

Hier reicht ein Blick auf die Inhaltsangaben. Selbst nachwachsende Stoffe müssen nicht zwangsläufig umweltfreundlich sein. Es gilt Herkunft und Wirkung der Rohstoffe genauer zu betrachten, aber auch den Ort, an dem sie nach der Verwendung des Produktes landen. Die Bio-Reiniger unseres Tests enthielten umstrittene Inhaltsstoffe. Dazu gehören Tenside, Phosphate und Duftstoffe, aber auch andere Hilfsstoffe wie Farbstoffe und Konservierungsmittel.

Tenside enthalten allerdings, sofern sie nicht auf Erdöl basieren, Palmöl oder Kokosöl. Für die Gewinnung von Palmöl wurden seit 1980 bereits mehr als 3,5 Millionen Hektar Regenwald gerodet, was zunehmend das Ökosystem belastet. Auch wurden viele Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum durch die Schaffung von Anbauflächen für Palmöl verdrängt und sind nun vom Aussterben bedroht. Umweltfreundlich ist daher nur zertifiziertes Palmöl, das in streng kontrolliertem ökologischem Anbau gewonnen wird.

bioputzmittel (Foto: SWR)
Achtung: Auch Zuckertenside können Palmöl enthalten!

Eins der getesteten Bioputzmittel enthielt Phosphate. In Waschmitteln wird die Verwendung von Phosphaten streng reguliert, in anderen Reinigungsmitteln sind die Richtlinien weniger eindeutig. Phosphate sind nur schwer biologisch abbaubar. Wenn sie ins Abwasser gelangen, verursachen sie eine Überdüngung der Gewässer. Sie fördern hiermit ein übermäßiges Algenwachstum und damit Sauerstoffmangel in Gewässern. Beides gefährdet den Fischbestand.

Außerdem sind Duftstoffe, die Limonen beinhalten nicht vollständig biologisch abbaubar. Gelangen sie in Gewässer, können sie dort Wasserorganismen töten, ähnlich wie Phosphate. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei dem Inhaltsstoff um synthetischen Duftstoff oder ätherisches Öl handelt. Auch ätherische Öle enthalten schwer abbaubare, giftige Stoffe.

Wie wirksam sind Bio-Reiniger?

In unserem Test haben die Bio-Reiniger gut abgeschnitten. Unsere Testpersonen waren zufrieden mit den Produkten.

Frau putzt Spiegel (Foto: SWR)
Nicht nur die Badmöbel im Hotelzimmer ließen sich mit den Produkten gut reinigen, auch hartnäckige Wein- und Fettflecken konnten entfernt werden.

Selbst ein Traktor hat den Putztest überstanden. Probleme mit Allergien oder Hautreizungen hatte keiner der Testpersonen. Zudem empfanden alle die Mittel als angenehm und sanft für die Haut. Nach dem Putzen waren ihre Hände nicht ausgetrocknet. Ihr Fazit: Bio-Reiniger sind eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Produkten.

Warum reicht eine einfache Bezeichnung mit "Bio" oder "Öko" oft nicht aus?

Die Bezeichnung "Bio" ist in der Lebensmittelproduktion geschützt, nicht aber bei der Produktion von Reinigungsmitteln, weiß Marcus Gast vom Umweltbundesamt. So können vielversprechende Bezeichnungen eines Produkts lediglich eine Werbestrategie des Herstellers sein. Daher sollte beim Kauf von Reinigungsmitteln auf entsprechende Zertifizierungen geachtet werden. Bio ist kein Garant für Nachhaltigkeit bei Reinigungsmitteln, so der Experte.

Plastikpartikel werden in Putzmittel ebenfalls streng kontrolliert. Mit Siegeln gekennzeichnete Reiniger enthalten keine oder auf ein Minimum reduzierte Konservierungs- und Duftstoffe sowie Mikroplastik. Außerdem müssen genauso gut reinigien wie herkömmlichen Putzmittel.

Fazit

Umweltbewusst Putzen ist nicht unmöglich und kann jeder umsetzen:

  • Nicht von den Werbeversprechen anstecken lassen, lieber zum Reiniger mit Umweltsiegel (Euroblume, Blauer Engel) greifen.
  • Ein Blick auf die Inhaltsstoffe schadet nie. Wer mit den Begriffen nichts anfangen kann, der kann in der App "Codescanner" nachlesen.
  • Nachhaltiges Verpackungsmaterial wählen. Bei Plastikverpackungen kann auf wenig Verpackungsmaterial, oder sogar auf recycelbares / recyceltes Material geachtet werden.
  • Dosierungsangaben beachten: Generell sollte, ob biologisches Reinigungsmittel oder nicht nur eine geringe Menge von dem Produkt verwenden. Hervorragend eignen sich auch Produkte, die Reiniger in Konzentraten anbieten. Durch das Verdünnen des Konzentrates mit Wasser sind solche Produkte viel ergiebiger. Somit spart man Putzmittel und Verpackungsmaterial gleichzeitig.
  • Oft reichen auch schon gute alte Hausmittel.
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SWR Fernsehen