Immer wenn die Temperaturen steigen

Gefahr durch Blaualgen in Badeseen

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Strahlender Spätsommer, die Temperaturen schaffen es über 30 Grad. In Gewässern blühen die Blaualgen. Das trübt das Badevergnügen und kann wegen der Gefahr, die von bestimmten Arten ausgeht, auch zu Badeverboten führen.

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Bei heißen Temperaturen können sich Blaualgen explosionsartig vermehren. Dann bilden sie auf unseren Gewässern unappetitliche, dicke Teppiche.

Anders als der Name vermuten lässt, sind Blaualgen weder blau noch handelt es sich um Algen, vielmehr um Bakterien, sogenannte Cyano-Bakterien.

 Dr. Klaus Wendling, Referent für Gewässerqualität beim Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)
Dr. Klaus Wendling, Referent für Gewässerqualität beim Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz.

"Blaualgen sind mikroskopisch kleine Organismen, die Zelllinien bilden. Sie werden sichtbar auf den Gewässern in dünnen Schlieren. Und meistens sind sie intensiv gefärbt."

Es gibt mehr als tausend verschiedene Arten von Cyano-Bakterien. Sie können wie Pflanzen Photosynthese betreiben. In den Gewässern produzieren sie dabei Sauerstoff. Das ist zunächst eine wichtige Aufgabe im Stoffkreislauf. Meistens sind diese Bakterien harmlos. Einige wenige Arten können allerdings Sustanzen ausscheiden, die giftig wirken und krank machen. Wenn ein Gewässer trüb aussieht und muffig riecht, ist Vorsicht geboten.

Wie gefährlich sind Blaualgen?

Achtung Blaualgen: Warnschild am Ufer eines Gewässers (Foto: SWR)
Bei Blaualgenblüte wird vor Hautkontakt mit den Bakterien gewarnt.

Laut Behördenauskunft treten nach dem Baden gelegentlich leichte, vorübergehende Krankheitserscheinungen auf. Das muss aber nicht die Regel sein:

"Wenn die Haut mit Blaualgen in Kontakt kommt, bilden sich Giftstoffe, daraus können allergische Reaktionen entstehen und auch Entzündungen. Oder wenn man Wasser mit Blaualgen schluckt, dann kann es auch Magen- und Darminfektionen geben."

Entscheidend ist die Konzentration von Blaualgen im Wasser und wie oft hintereinander der Körper mit dem Gift in Berührung kommt. Wer nach dem Baden Beschwerden hat, sollte zum Arzt gehen und das zuständige Gesundheitsamt informieren.

Wer kontrolliert Badegewässer auf Befall durch Blaualgen?

Badegewässer mit vielen Badegästen (Foto: SWR)
Badeseen sind an heißen Sommertagen beliebte Ausflugsziele. Ihre Wasserqualität wird von den zuständigen Behörden überwacht.

Das rheinland-pfälzische Landesamt für Umwelt untersucht Badegewässer auf Massenentwicklung von Cyano-Bakterien von Juni bis Ende August alle vier Wochen.

Auffällige Gewässer werden wöchentlich kontrolliert. Ab einer Konzentration an Blaualgen-Chlorophyll von 15 Mikrogramm pro Liter Wasser empfiehlt das Landesamt den Kommunen, an Badegewässern Warnschilder aufzustellen.

Welche Rolle spielt der Klimawandel beim Auftreten von Blaualgen?

"Durch den Klimawandel, wenn es wärmere Sommer gibt, haben wir mehr Strahlung. Dann haben wir das Problem natürlich auch stärker. Besonders 2018 ist ja noch in Erinnerung, wo wir diesen unheimlichen Sommer hatten. Ganz wenig Niederschlag, immer nur Strahlung, Strahlung. Und da sind natürlich in vielen Gewässen Blaualgen explodiert."

Besonders gefährdet sind nährstoffreiche, stehende oder nur langsam fließende Gewässer. Aber auch gestaute Gewässer wie die Mosel - besonders dann, wenn sie zusätzlich noch Niedrigwasser führt. 2018 leuchtete die Mosel giftgrün.

Grüner Fluss: die Mosel nach Blaualgenbefall (Foto: SWR)
Spektakulär, ein leuchtend grüner Fluss: die Mosel nach Blaualgenbefall.

2019 war es nicht so schlimm. Und der Rhein mit seiner hohen Fließgeschwindigkeit ist generell nicht betroffen. Schuld an der Massenentwicklung von Blaualgen ist neben Temperatur und Sonneneinstrahlung auch die Überdüngung der Gewässer mit Stickstoff und Phosphor, die beispielsweise aus der Landwirtschaft oder aus Klärwerken in die Gewässer gelangen. Aber auch das Füttern von Enten verstärkt das Problem der zu vielen Nährstoffe.

Wo kann man sich zum Thema Blaualgen informieren?

  • Am schlimmsten betroffen von Cyano-Bakterien ist im August 2019 der Stadtweiher Baumholder. Hier wurde eine Alarmstufe erreicht und ein Badeverbot ausgesprochen.
  • Die Warnstufe erreicht haben im Sommer 2019 auch der Waldsee Argenthal, die Krombachtalsperre und das Freibad Schinderweiher.
  • Für 14 weitere Gewässer waren "erhöhte Aufmerksamkeit" gemeldet.

"Wir haben in jedem Jahr 70 Badegewässer, die überwacht werden. Und 2019 gerade so eine Handvoll, die davon betroffen sind. 2018 waren es 15, im Grunde genommen Einzelfälle. Und da wird auch explizit gewarnt."

Ein Zeichen für gute Wasserqualität ist übrigens auch die Sichttiefe, die man auch einfach selbst testen kann: Wenn man hüfthoch im Wasser steht und seine Füße noch gut erkennen kann, spricht das für unbedenkliches Badevergnügen.

Bei einer Sichttiefe unter einem Meter ist mit einer Beeinträchtigung der Badewasserqualität zu rechnen.

Selbstverständlich sollte nach dem Baden sein: gut Duschen und die Badekleidung zu waschen.

Fazit

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SWR Fernsehen