Gütesiegel für mehr Verbraucher-Orientierung

"Grüner Knopf" steht für fairen Handel

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Kinder, die statt zur Schule zu gehen auf Plantagen arbeiten müssen und Näherinnen, die zusammengepfercht in Fabriken schuften. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, unbegrenzte Arbeitszeiten und Löhne, die nicht zum Leben reichen. In vielen Ländern des Südens ist dies noch immer die Realität.

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Bundesweit hat gerade die sogenannte "Faire Woche" begonnen. Alljährlich wollen Menschen, die sich für fairen Handel einsetzen, mit verschiedenen Aktionen für das Thema werben.

Was bedeutet fairer Handel?

  • Waren aus fairem Handel stammen aus Entwicklungsländern, meistens Produkte aus der Landwirtschaft oder dem Handwerk.
  • Sie wurden beispielsweise zu fairen Löhnen erarbeitet und mit festgelegten Preisen bezahlt.
  • Die Absatzhöhe ist garantiert und Kinderarbeit verboten.
Dominic Müller ist Inhaber einer Kaffeerösterei in Bodenheim (Foto: SWR)
Dominic Müller ist Inhaber einer Kaffeerösterei in Bodenheim bei Mainz. Er bezieht seine Kaffeebohnen aus fairem Handel, beispielsweise aus Brasilien, Äthiopien oder Guatemala.

Das Geld, das Müller für die Kaffeebohnen bezahlt, kommt direkt bei den Bauern an. Das heißt, die Menschen werden deutlich besser für ihre Arbeit bezahlt, sie können von ihrem Lohn leben.

In Guatemala zum Beispiel fließt zusätzlich ein Teil des Geldes in soziale Projekte. Davon können Schulen, Straßen und Krankenstationen gebaut werden.

Wer setzt sich für fairen Handel ein?

Produkte aus fairem Handel werden in der Gastronomie, in Supermärkten oder in Weltläden verkauft. Weltläden sind sozusagen der Fachhandel für faire Produkte.

Auch der Weltladen "Unterwegs" in Mainz gehört zu einem Dachverband. Aus einer Liste von etwa 80 als fair gelabelte Waren werden die Produkte ausgesucht, die im Laden landen. Im Rahmen der "Fairen Woche", die noch bis Ende September geht, sind auch im Land verschiedene Aktionen geplant.

Schüler an Infostand und Passanten im Gespräch (Foto: SWR)
Bundesweit gibt es derzeit Aktionen. In Mainz kommen Schüler des Schlossgymnasiums mit Passanten ins Gespräch, klären über fairen Handel auf.

Das Schlossgymnasium trägt den Titel "Fairtrade Schule". Die Schüler beschäftigen sich viel im Unterricht mit dem Thema, außerdem bietet die Schule eine Fairtrade-AG an.

Wie erkennt man ein fair gehandeltes Produkt?

Die Standards, die dabei eingehalten werden müssen, unterscheiden sich. Der Begriff "fair" ist gesetzlich nicht geschützt.

  • Dominic Müller von der Bodenheimer Kaffeerösterei verkauft seinen fair gehandelten Kaffee ohne Siegel. Ihm ist wichtig, dass das ganze Geld, das er bezahlt, direkt bei den Menschen vor Ort landet.
  • Würde er seinen Kaffee als "fair" zertifizieren lassen wollen, würde dies hohe Kosten verursachen, insbesondere für die Verwaltung.
  • Es ist freiwillig.
  • Zum Start beteiligen sich 27 Unternehmen, wie Tchibo, Lidl oder Aldi.
  • Bei Produkten mit dem "Grünen Knopf" müssen 46 verschiedene Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden.
  • Zum Beispiel: Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Zahlung von Mindestlöhnen, Begrenzung der Arbeitszeit, bessere Arbeitssicherheit, kein Einsatz gefährlicher Chemikalien, Kontrolle durch anerkannte Prüfstellen.
Näherinnen in Afrika in Werkshalle arbeitend (Foto: SWR)
Faire, bessere Bedingungen für Menschen, die für unsere Märkte weltweit in Fabriken arbeiten.

Welche Vorteile bringt das neue Siegel?

Es gilt als Antwort auf das schlimme Unglück von 2013. Damals war in Bangladesch ein achtgeschossiges Fabrikgebäude eingestürzt. Über 1.000 Menschen starben. Das Unglück hat eine Diskussion über erbärmliche Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern ausgelöst.

Verbraucherschützer äußern sich zurückhaltend zum neuen Siegel. Das Siegel könne etwas mehr Licht in den Siegel-Dschungel bringen, dem Verbraucher mehr Orientierung geben. Allerdings hätte ein Lieferkettengesetz, das alle Unternehmen bindet, mehr Durchschlagskraft.

Von anderen Organisationen und Intiativen wie der "Kampagne für Saubere Kleidung" oder dem Kinderhilfswerk "Terre des Hommes" gibt es viel Kritik. Nur ein Gesetz könne die Lage der Menschen verbessern.

Außerdem würde der "Grüne Knopf" mehrere Produktionsprozesse ausblenden. Die Kriterien gelten beispielsweise nicht bei der Ernte von Baumwolle. Dabei sei weiterhin Kinderarbeit nicht ausgeschlossen.

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SWR Fernsehen