Im März 2019 sorgte die Mainzer Feinstaubstudie der Unimedizin und des Max Planck Institutes für Chemie in Mainz für großes Aufsehen. Jetzt legen die Mainzer Wissenschaftler eine globale Studie nach.
Die Zahlen der Studie sind erschreckend: Allein in Europa sterben danach jährlich fast 800.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung, 120.000 in Deutschland.
Diese Erkenntnisse bringt die Feinstaub-Studie
Vor allem die hohe Feinstaubbelastung ist laut der Studie ein viel größeres Gesundheitsrisiko als bisher angenommen.
Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Luftverschmutzung die Lebenserwartung der Europäer um rund zwei Jahre verkürzt.
Die Gefahr wurde bislang unterschätzt. Zwar wurden Schadstoffe in der Luft bereits als hohes Gesundheitsrisiko eingestuft, aber in der Studie wurde festgestellt, dass Feinstaub zu den Hauptgesundheitsrisiken neben Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Rauchen zählt.
Für ihre Berechnungen ermittelten die Wissenschaftler um den Kardiologen Professor Thomas Münzel aus Mainz und den Umweltchemiker Professor Jos Lelieveld die regionale Belastung mit Schadstoffen wie Feinstaub und Ozon.
Diese Fallgruppenstudien aus 16 Ländern verknüpften sie mit dem statistischen Auftreten von Krankheiten. So wurde festgestellt, dass Feinstaub, der kleiner als 2,5 Mikrometer ist, die meisten Krankheiten verursacht.
Die Wissenschaftler kritisieren, dass der europäische Grenzwert für Feinstaub mit 25 Mikrogramm viel höher ist als die Richtlinie der WHO. Sie liegt bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
Darum ist Feinstaub so gefährlich
Über Schleimhäute und Lunge gelangt der Feinstaub in den Körper. Die größte Gefahr geht dabei von den kleinsten Teilchen aus. Sie gelangen durch die Lunge in die Blutbahn und lösen Entzündungsprozesse aus, die langfristig zur Gefäßverkalkung führen und im Endeffekt zu mehr Herzerkrankungen und Schlaganfällen.
Unterm Strich ist Feinstaub gefährlicher als Rauchen und das viel diskutierte Stickstoffdioxid, das von Dieselfahrzeugen ausgestoßen wird.
Jetzt haben die Mainzer Wissenschaftler nochmal nachgelegt und eine globale Studie über die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit im Vergleich zu anderen Risikofaktoren aufgelegt.
Das Ergebnis:
- Sieben Millionen Menschen sterben weltweit vorzeitig durch Rauchen.
- Der Feinstaub verursacht laut der Studie weit über 8,8 Millionen Todesfälle.
Während man aber selbst entscheiden kann, ob man raucht oder nicht, ist man dem Feinstaub gezwungenermaßen in unserer Umwelt ausgeliefert – so Professor Thomas Münzel. Besonders stark ist die Lebenszeitverkürzung durch Feinstaub in Ost- und Südasien, nämlich 35 beziehungsweise 32 Prozent.
In Europa betrifft sie 9 Prozent, in Nord- und Südamerika jeweils 6 Prozent. Am niedrigsten ist die vorzeitige Sterblichkeitrate in Australien mit 1,5 Prozent - dort gibt es gleichzeitig die strengsten Luftreinhaltungsstandards.
Daher kommt der Feinstaub
Feinstaub entsteht nicht nur durch Verbrennungsmotoren, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb.
Die Industrie- und Kraftwerke verursachen ebenfalls Feinstaub, aber auch private Holzöfen.
Auch die Landwirtschaft verursacht einen großen Teil des Feinstaubs, denn beim Ausbringen von tierischem Dünger, also Gülle, entstehen Ammoniakverbindungen.
Es gibt zwar Techniken, die verhindern, dass zu viel davon in die Luft gelangt, doch die sind aufwendig und teuer.
Wie kann man Feinstaub-Belastung vermindern?
Grundsätzlich kann jeder helfen, den Feinstaub zu verringern:
Öfter mal aufs Auto verzichten und stattdessen das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
Oder auf das Silvesterfeuerwerk verzichten. Denn in einer Stunde wird dabei so viel Feinstaub erzeugt wie durch 15 Prozent des gesamten Verkehrs in einem ganzen Jahr.
Die Mainzer Wissenschaftler appellieren deshalb vor allem an die Politik. Die Grenzwerte für Feinstaub sollten weiter gesenkt werden – auf die Vorgaben der WHO.
Mit dem Ersatz fossiler Brennstoffe könnte laut der Studie die Sterberate durch Luftverschmutzung um mehr als die Hälfte reduziert werden.