Einsatz in Landwirtschaft und Weinbau

Pestizide - Gefahren für Insekten

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Wenn Honigbienen an Blüten naschen, die vorher mit Pestiziden behandelt wurden, so kann das für sie tödlich enden. Aber auch Wildbienen, Libellen und Schmetterlinge sind genauso bedroht wie im Boden und im Wasser lebende Insekten.

Warum ist ein Insektensterben gefährlich?

In den letzten 30 Jahren sind 75 Prozent unserer Insekten verschwunden. 75 Prozent Biomasse ist verloren gegangen: als Futter für Vögel, für Amphibien, für Fledermäuse und für Raubinsekten. Denn Insekten stehen an erster Stelle der Nahrungskette.

Und nicht nur das: etwa zwei Drittel unserer Nahrungspflanzen sind auf Insekten angewiesen. Welche Folgen das in den nächsten Jahren für unsere Tier- und Pflanzenwelt haben wird, können wir noch gar nicht abschätzen.

Honigbiene sammelt Nektar (Foto: SWR)
Die Bestäubung der Pflanzen durch Honigbienen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

Hinzu kommt der ökonomische Wert, der in die Milliarden geht. Allein die Honigbienen in Deutschland erwirtschaften 1,6 Milliarden Euro pro Jahr.

Was führt zum Rückgang der Insektenpopulationen?

Nun ist die Landwirtschaft sicher nicht alleine daran schuld, dass die Insekten zurückgehen. Viele Faktoren spielen da eine Rolle:

  • fehlende Lebensräumen für Insekten
  • Flächenversiegelung
  • private Steingärten
  • Monokultur und Pestizide.

Etwa die Hälfte unseres Landes ist Agrarfläche. 30 Prozent des Insektensterbens geht auf das Konto der Landwirtschaft, so die Insektenexperten und Umwelttoxikologen, weil hier gespritzt wird mit chemischen oder biologischen Pflanzenschutzmitteln.

Welche Rolle spielen Pestizide beim Insektenschwund?

Spritzmittel werden mit einem Hubschrauber verteilt (Foto: SWR)
Rund 750 Pestizide mit etwa 270 Wirkstoffen sind in Deutschland zugelassen.

Unkrautvernichter (Herbizide) stehen an erster Stelle bei den Pestiziden. Sie machen mit über 40 Prozent den größten Teil an Spritzmitteln aus.

Das bekannteste ist "Glyphosat" - ein Totalherbizid. Dann kommen Pilzmittel (Fungizide) und sofort tödlich wirkende Insektizide mit etwa zwei Prozent.

So bedeutet die Anwendung von Pestiziden auch immer ein hohes Risiko für die Umwelt, insbesondere eben für Insekten.

Mit dem "Aktionsprogramm Insektenschutz" der Bundesregierung sollen die negativen Auswirkungen auf Insekten durch Pestizide aller Art drastisch reduziert werden.

  • Drei Neonikotinoide (Insektizide) wurden auch aus diesem Grund EU-weit verboten. Sie führen zu einer Desorientierung der Insekten und greifen ihr Gehirn an.
  • Der Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln soll bis 2021 beendet werden. Die Unkrautvernichter nehmen den Insekten die Nahrungsgrundlage.

Im Gegenteil, in den letzten zehn Jahren ist er sogar um 19 Prozent in Deutschland gestiegen.

Warum brauchen wir Pestizide?

Pestizide halten die Pflanzen gesund, schützen sie vor Pilzkrankheiten und Schädlingen. Ohne Pestizide könnten wir also die Ernährung der Bevölkerung nicht gewährleisten. Die Ernte würde zeitaufwendiger werden, extreme Schädlingsjahre würden zu Ernteausfall in bestimmten Kulturen führen und Arbeitsplätze wären gefährdet. So sagt es der Bauern- und Winzerverband.

Großflächiger Pestizideinsatz in der Landwirtschaft (Foto: SWR)
Lässt sich ohne Pestizide die Ernährung der Bevölkerung gewährleisten?

Natürlich geht es auch mit weniger Pestizid-Einsatz. Der Ökolandbau zeigt es, aber der produziert noch zu wenig.

Die Umwandlung von konventionellem Anbau zu ökologischem braucht seine Zeit.

Was können wir tun?

Auch wir Konsumenten tragen Verantwortung: Wir müssten uns für mehr "Öko" entscheiden und bereit sein, ein paar Cent mehr zu bezahlen. Mehr ist es manchmal nicht.

Wir müssten entscheiden, statt Rasen und Steingärten anzulegen, blühende Wiesen zu säen und statt Unkrautgift zu versprühen, die Hacke zu nehmen.

Und es fehlt an Innovationen, an besserer Beratung der Landwirte, an politischen Entscheidungen und an mehr Mut zu Reformen.

Andere Länder wie Österreich, Frankreich, Schweden und Dänemark sind gute Beispiele, dass es geht.

Fazit

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SWR Fernsehen