90 Becher pro Sekunde wandern in den Müll

So können wir die Kaffeebecher-Müllflut eindämmen

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Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Auch unterwegs wollen sieben von zehn nicht auf dessen Genuss verzichten. Das sieht man in den Fußgängerzonen - und in den Mülleimern.

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Wie groß ist die Kaffeebecher-Müllflut tatsächlich?

Die in Deutschland pro Jahr verbrauchten Einweg-Kaffeebecher ergeben nebeneinander aufgestellt eine Fläche von mehr als 5.000 Fußballfeldern.

  • Das entspricht rund 2,8 Milliarden Becher.
  • Bundesweit sind das 90 Becher pro Sekunde.
  • In Mainz macht das etwa 30.000 am Tag.
Michael Ullrich, Referent für Umweltschutz beim BUND Rheinland-Pfalz  (Foto: SWR)
Michael Ullrich, Referent für Umweltschutz beim BUND Rheinland-Pfalz, beschäftigt sich seit Jahren mit der Kaffeebecher-Müllflut.

"Das Hauptproblem ist zum einen, die sind aus Holz gemacht und teilweise mit Kunststoff beschichtet, das heißt es sind Rohstoffe, die eigentlich viel zu schade sind. Und die Nutzungsdauer von so einem Kaffeebecher – zehn, 15 Minuten und dann ist er Müll. Und wenn das wirklich 80 Millionen Bürger täglich machen, kommen wir auf diese Zahlen, und das kann es eigentlich nicht sein."

Plastik gilt als Recycling fähig. Aber: recyclen kann man nur, wenn die verwendeten Stoffe trennbar sind. Wenn ein Papierbecher mit Kunststoff beschichtet ist, können die Stoffe nicht mehr getrennt werden. Der Becher landet in der Müllverbrennungsanlage.

Wie helfen Mehrwegbecher gegen die Kaffeebecher-Müllflut?

Angebote für Mehrwegbecher sind vorhanden. Die Akzeptanz nimmt zu. Drei Punkte, die wichtig sind:

  • Es kommt darauf an, wie oft ein Mehrwegbecher benutzt wird: Nicht nur zwei, drei Mal sondern besser zehn oder 20 Mal.
  • Wenn ein Mehrwegbecher gespült wird, dann am besten mit Ökostrom.
  • Mehrwegsysteme mit Einwegdeckeln sind keine Lösung, weil der Deckel schlussendlich weggeworfen wird.

Für die Ökobilanz kommt es also darauf an, ob alles an einem Kaffeebecher Mehrweg ist, und wie oft der Mehrwegbecher benutzt wird.

In Mode sind derzeit Bambusbecher, doch auch die bestehen teilweise aus Kunststoff. Und der ist nicht abbaubar und kann sich zudem bei Temperaturen über 70 Grad aus dem Becher lösen.

"Plastikprodukte haben prinzipiell das Problem, dass sich Inhaltstoffe herauslösen können. Das ist sehr unterschiedlich. Polyethylen macht am wenigsten Probleme, PVC macht am meisten Probleme. Aber die beste Lösung ist immer noch, Edelstahl zu nehmen oder Porzellan oder Glas, es gibt auch Glas-Mehrwegbecher, wo man einen Deckel drauf machen kann. Das ist einfach das Beste, weil die einfach chemisch sauber sind."

Wie lässt sich die Kaffeebecher-Müllflut eindämmen?

Vor zwei Jahren bereits hat ein Mainzer ein Becher-Pfandsystem eingeführt, an dem sich inzwischen die Uni und auch einige Cafés in der Stadt beteiligen.

Wie zum Beispiel das Café Blumen in der Innenstadt. Dort werden die Gäste ermuntert, einen Mehrwegbecher zu benutzen. Doch trotz der Bemühungen des Personals greifen die Gäste immer noch am liebsten zu den Einwegbechern.

Leonie Schmidt vom Café Blumen in Mainz (Foto: SWR)
Leonie Schmidt vom Café Blumen in Mainz kennt die Vorbehalte gegenüber Mehrwegbechern.

"Ich glaube das liegt daran, dass viele noch gar nicht wissen, wo man die überall wieder abgeben kann. Also an der Uni ist es ja ein ganz großes Konzept aber ansonsten wollen die Leute doch lieber etwas haben, was sie am Ende des Tages nicht mehr im Kopf haben müssen."

Wie kann man die Kaffeebecher-Müllflut eindämmen?

Seit Mitte Mai können Rheinland-Pfälzer auf die Becher-Bonus-Plakette im Schaufenster achten.

Wer in ein solches Café den eigenen Becher mitbringt, erhält mindestens 10 Cent Rabatt. Mehr als 250 Filialen machen bereits mit.

Oder einfach den Kaffee vor Ort trinken. Aus echten Porzellan-Tassen. Diese fünf Minuten sollte auch der beschäftigste Mensch erübrigen können.

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SWR Fernsehen