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So steht´s um den Acht-Stunden-Tag

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Der erste Mai ist der Tag der Arbeit – doch er ist nicht nur ein Feiertag, sondern traditionell auch der Tag, an dem die Arbeitnehmer und Gewerkschaften auf Missstände aufmerksam machen und Forderungen stellen. Bei zwei Milliarden Überstunden im Jahr, die Hälfte davon laut Deuschem Gewerkschaftsbund (DGB) unbezahlt, stellt sich die Frage: Ist der Acht-StundenTag ein Auslaufmodell?

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Wann wurde der Achtstundentag beschlossen?

Im November 1918 einigten sich Unternehmer und Gewerkschaften zum ersten Mal auf einen Acht-StundenTag. Doch Inflation und Wirtschaftskrise führten zur Aufhebung des Gesetzes. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Arbeitsschutzzeiten ganz außer Kraft gesetzt.

Grafik mit der Entwicklung abnehmender Arbeitszeiten (Foto: SWR, SWR)
Schritt für Schritt ging es in den letzten Jahrzehnten für Arbeitnehmer aufwärts, was die Arbeitszeiten anging.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ordneten die Allierten den Acht-StundenTag wieder an – allerdings auch am Samstag. Die 48-Stunden-Woche war die Regel. Das Wirtschaftswunder verhalf den Arbeitern zu mehr Selbstbewusstsein.

Wie hat sich unsere Arbeitszeit verändert?

1956/57 forderten die Arbeiter die 40-Stunden-Woche, die sich in den 60er Jahren durchsetzte.

Urabstimmung zur Eiführung der 35-Stunden-Woche (Foto: SWR, SWR)
In den 80er Jahren kämpfte die IG Metall in Westdeutschland erfolgreich für die 35-Stunden-Woche, die sie 1995 auch in den neuen Bundesländern durchsetzen konnte.

1994 wurde der Acht-StundenTag im Arbeitszeitgesetz mit Einschränkungen gesetzlich festgeschrieben.

Wieviele Stunden arbeiten wir heute?

In vielen Bereichen gilt heute die 38,5-Stunden-Woche. Doch oft müssen die Arbeitnehmer mehr leisten. Insgesamt gibt ein Drittel aller Arbeitnehmer an, oft länger als acht Stunden am Tag zu arbeiten.

Bei zwei Dritteln aller Kontrollen der Gastronomie gibt es Verstöße gegen die Arbeitszeiten. Und: 40 Prozent aller Auszubildenden machen regelmäßig Überstunden, doch nur zehn Prozent werden bezahlt – was zu hohen Abbrecherquoten führt.

Welche neuen Entwicklungen gibt es?

Viele Arbeitgeber fordern eine flexible Gestaltung der Wochenarbeitszeit, zum Beispiel drei Zwölf-Stunden-Tage in der Autoindustrie.

Doch der DGB warnt vor der Überschreitung der Regelarbeitszeit, denn bereits nach acht Stunden Arbeit lässt die Konzentration nach und die Unfallgefahr steigt. Ebenso das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Studien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz zeigen.

Änderungen der Arbeitszeiten werden bei zwei Dritteln der Arbeitnehmer sehr kurzfristig vorgenommen – was zu mehr Stress im Privatleben führt.

Zu Hause arbeiten ist oft nur eine scheinbare Freiheit – gerade für Frauen. Fast ein Viertel der Beschäftigten muss in der Freizeit erreichbar sein. Das Aufweichen der Grenze zwischen Berufs- und Privatleben droht dabei der neue Standard zu werden.

Trotzdem gilt eine gesetzliche Ruhezeit von elf Stunden - es muss ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit geben. Doch das lässt sich im digitalen Zeitalter kaum durchsetzen. Der Drang, abends noch mal die Emails zu checken oder ans Handy zu gehen, wenn der Chef am Wochenende anruft, ist zu für viele groß.

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SWR Fernsehen