Bessere Orientierung für Verbraucher

Das Tierwohllabel kommt

Stand

Nach Einigung zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium hat das Bundeskabinett das sogenannte Tierwohllabel verabschiedet, das Verbrauchern Orientierung beim Fleischeinkauf geben soll.

Video herunterladen (11,7 MB | MP4)

Beim Tierwohllabel handelt es sich um eine freiwillige Kennzeichnung. Wie es aussehen wird, ist noch nicht bekannt.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Rednerpult (Foto: SWR)
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat die Rahmenbedingungen für die neue Kennzeichnung mit dem Tierwohllabel vorgestellt.

Was schreibt das Tierwohllabel vor?

Das staatliche Tierwohllabel soll zur Lebensverbesserungen der Schweine von der Geburt bis zur Schlachtung führen. Es gibt drei verschiedene Stufen. Bezüglich des Platzes bedeutet das zum Beispiel:

  1. Auf Stufe eins müssen pro Schwein 0,9 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Das sind gerade einmal 0,15 Quadratmeter mehr als der gesetzliche Mindeststandard vorgibt.
  2. Auf Stufe zwei sind es 1,1 Quadratmeter.
  3. Auf Stufe drei 1,5 Quadratmeter, davon einen halben Quadratmeter Auslauf im Freien.

Das liegt immer noch unter den Anforderungen für Bio-Label.

  • Die Ferkel müssen außerdem länger bei der Muttersau verbleiben.
  • Je nach Stufe 25, 28 oder 35 Tage. Gesetzlich vorgeschrieben sind 21 Tage.
  • Die Kastration der männlichen Ferkel ist in allen Stufen verboten. Ohne Tierwohllabel ist sie noch bis 2021 gesetzlich erlaubt.
  • Der Transport zur Schlachtung darf maximal acht Stunden dauern – in allen Stufen.
  • Außerdem müssen die Landwirte regelmäßig Tierschutzfortbildungen besuchen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Tierwohllabel und bestehenden Kennzeichnungen?

Verschiedene Einzelhandelsketten und Discounter haben Anfang des Jahres als eigene Maßnahme die "Initiative Tierwohl" gegründet.

  • Die aktuelle Kennzeichnung der Industrie weist vier Stufen auf, die aber nur Hinweise auf die Haltung der Tiere geben.
  • Stufe eins und zwei stellen im Grunde die gesetzlichen Mindeststandards dar.
  • Erst ab Stufe drei und vier verbessert sich die Haltung der Tiere deutlich.
  • Über Schlachtung und Transport sagen die Label nichts aus. Außerdem unterliegen sie keiner staatlichen Kontrolle.

Verbraucherschützer haben festgestellt, dass im Lebensmittelhandel fast ausschließlich Produkte der ersten beiden Stufen angeboten werden.

Das neue staatliche Tierwohllabel soll von Kontrollstellen überwacht werden, die wiederum staatlicher Kontrolle unterliegen.

Warum steht das Tierwohllabel schon jetzt in der Kritik?

Der Lebensmittelhandel hat bereits angekündigt, dass er das Label auf freiwilliger Basis nicht unterstützen wird.

Das bedeutet für die Bauern, dass sich eine Investition in mehr Tierwohl nicht rechnet, so lange sie dafür keine höheren Preise bekommen.

Außerdem brauchen die Bauern langfristige Sicherheit, um Geld in mehr Platz oder ähnliches zu investieren.

So lange nicht alle Anbieter im Markt gezwungen werden, sich nach dem Tierschutzlabel zu richten, hätten die deutschen Bauern damit einen Wettbewerbsnachteil.

Demonstrant zeigt Plakat  (Foto: SWR)
Tierschützer bemängeln, dass selbst die höchste Stufe des Tierwohllabels nicht einmal an Biostandards heranreicht.

Außerdem gibt es bisher nur einen Entwurf für die Schweinehaltung. Rinder, Milchkühe und Geflügel unterliegen weiterhin nur den geringen gesetzlichen Standards.

Immerhin könnte das Label aber Verbesserungen für Tiere in industrieller Haltung bringen.

Wie geht es mit dem Tierwohllabel weiter?

Beim EU-Bio-Label hatte es funktioniert, dass Deutschland es zunächst freiwillig einführt und die anderen EU-Ländern zum Nachziehen gezwungen wurden, um im deutschen Markt zu bestehen.

  • Wer allerdings wirklich am Tierwohl interessiert ist, sollte sich an den strengen Bio-Label orientieren.
  • Alternativ die Fleischwaren auf Hofläden kaufen, wo man die Haltung selbst begutachten kann oder bei Metzgern, die entsprechende Nachweise haben.
Kundinnen stehen vor einer Fleischtheke in einer Metzgerei. (Foto: SWR)
Abstimmung an der Ladentheke: das Kundenverhalten entscheidet über den praktischen Nutzen des Tierwohllabels.

Fazit 

Stand
AUTOR/IN
SWR Fernsehen