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Smartphone - Gefahrenquelle für sexuellen Missbrauch

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Von sich selbst erotische Fotos machen oder sich beim Sex filmen, das ist heutzutage nichts Ungewöhnliches. Wenn das Video oder Bild dann auch per Smartphone verschickt wird, wird der Empfängerkreis immer größer, und damit steigt die Gefahr, dass diese Informationen die falschen Leute bekommen.

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Kinder lernen heute schon im Kindergartenalter den Umgang mit dem "Spielzeug" Smartphone. Sobald sie lesen können, stöbern sie wissbegierig im Internet herum. Einmal neugierig ein Stichwort eingegeben, können Kinder auch mal auf einer Pornoseite landen.

Woher kommt dieser freizügige Umgang mit sexualisierten Bildern?

Pornografisches Material wird zum Beispiel in der Schule herum gezeigt. Da wollen die Jugendlichen mithalten und sehr schnell sind die Hemmungen weg, selbst solche Bilder zu machen und diese jemandem zuzusenden. Je öfter man solche Bilder sieht, desto eher ist man bereit, das Gesehene normal zu finden.

Was sind die Gefahren dieser Sexualisierung?

Ein Beispiel wie es täglich vorkommt: Ein Mädchen macht Nacktfotos von sich und schickt sie vertrauensvoll ihrem Freund, von dem sie denkt, er sei die große Liebe ihres Lebens. Ist die Beziehung vorbei, werden die Fotos und Filme aus Rache in sozialen Netzwerken gepostet. Diese Bilder verbreiten sich in Windeseile. In kürzester Zeit weiß die ganze Schule oder sogar der ganze Ort Bescheid. Die Mobbing-Opfer sind Spott und Häme ausgeliefert, worunter sie oft jahrelang leiden. Sie schämen sich, trauen sich nicht mehr in die Schule und brauchen oftmals psychologische Hilfe.

Selfie Jugendliche (Foto: SWR)
Sobald ein Foto mit dem Smartphone verschickt ist, hat man keine Kontrolle mehr darüber, wer dieses Bilder gesehen hat.

Eine weitere Gefahr ist, dass jedes Kind im Internet Pädophile anlockt. Diese geben sich auf Online-Spiel-Plattformen als Kinder aus, suchen über das Spielen Kontakte und bauen so "Freundschaften" auf. Besonders empfänglich sind hier Kinder, die sich nicht attraktiv finden, die wenig Selbstbewusstsein und oft auch wenige Freunde haben. Irgendwann werden diese "Freundschaften" auf Kontakt-Plattformen geleitet wie Whatsapp oder Snapchat. Das Kind wird um ein Foto gebeten, dann ein Nacktfoto, es folgen Komplimente und häufig die Bitte oder Aufforderung zu einem Treffen. Die Fotos werden als Erpressungsmittel genutzt. Im schlimmsten Fall kann alles auch in einer Vergewaltigung enden.

Wann machen sich Kinder und Jugendliche strafbar?

Grundsätzlich gilt für Privatpersonen das Recht am eigenen Bild, das heißt, Bilder dürfen nur mit Genehmigung der Abgebildeten veröffentlicht werden. Das geht schon bei Klassenfotos los, für die es in der Regel die Genehmigung der Eltern braucht.

Wenn also ein 14-Jähriger Nacktbilder in den Klassenchat stellt, zu dem auch 13-Jährige Zugang haben, macht er sich des sexuellen Missbrauchs strafbar.

iPhone Bildschirm - Vor dem Online-Shopping: Cookies löschen! (Foto: SWR)
Hat das Kind pornografisches Material auf dem Handy, sollten Eltern umgehend handeln.

Generell sollten Eltern pornografisches Material sofort von den Handys ihrer Kinder löschen und die Polizei informieren. Wenn Bilder eine längere Zeit, zum Beispiel eine Woche, auf dem Handy bleiben, wird der Besitz dieses Materials unterstellt. Je nachdem, wie alt die Fotografierten sind und wie sie abgebildet werden, können PC, Handy etc. beschlagnahmt werden. Teilweise können Durchsuchungsbeschlüsse angeordnet werden. Alles Weitere entscheiden die Gerichte.

Welche Möglichkeiten haben Eltern ihre Kinder zu schützen?

Eltern dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen, sollten technisch mit ihren Kindern mithalten und sich auf dem Laufenden halten. Sie müssen verhindern, dass Kinder überhaupt Zugang zu Pornografie erhalten und sollten Konflikten bei regelmäßigen Handykontrollen nicht aus dem Weg gehen. Es ist in diesen Fällen angemessen und nötig, seine Kinder zu kontrollieren. Darüber hinaus ist es wichtig, die Vertrauensbasis zu seinen Kindern von Grund auf zu stärken, sich aktiv mit Kindern zu beschäftigen, reale Abenteuer zu schaffen, damit virtuelle Abenteuer gar nicht erst spannend gefunden werden.

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SWR Fernsehen