Im Jahr 2016 wurde die Nährwertkennzeichnung durch die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) EU-weit vereinheitlicht. Seitdem müssen Hersteller auf der Rückseite von verarbeiteten Lebensmitteln in einer Tabelle angeben, wieviel Zucker, Fett oder Salz pro 100 Gramm oder 100 Milliliter enthalten sind. Wie diese Werte zu interpretieren sind, bleibt unklar.
Wie funktioniert der Nutri-Score?
Der Nutri-Score nimmt eine Gesamtbewertung des Lebensmittels vor, indem er positive und negative Nähwerteigenschaften des Produkts verrechnet, zum Beispiel den Gehalt an Zucker, Fett und Salz gegen empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine.
Neben Frankreich sind bereits in Luxemburg, Belgien, Portugal, Spanien und der Schweiz Produkte mit dieser Nährwertkennzeichnung auf dem Markt.
- Für Verbraucherinnen und Verbraucher muss auf einen Blick der Zucker-, Fett- und Salzgehalt von Lebensmitteln erkennbar und vergleichbar sein.
- Mit Nutri-Score, der ampelfarbenen Nährwertkennzeichnung aus Frankreich, wird beim Einkauf die gesündere Wahl erleichtert, das ist wissenschaftlich erwiesen.
- Deshalb setzen sich auch Ärzte, Krankenkassen und Verbraucherschützer schon lange für Nutri-Score ein.
Warum hat sich die Ministerin jetzt erst für den Nutri-Score entschieden?
In Deutschland gelten laut Ernährungsministerium 47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder als übergewichtig. Eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln ist also überfällig.
Bei vielen Verbrauchern sei der Wunsch nach Transparenz und mehr Sicherheit bei Kaufentscheidungen groß, so Bundesernährungsministerin Julia Klöckner.
Wieso wird die Kennzeichnung nicht gleich verpflichtend?
Die Bundesernährungsministerin will nun schnell eine Verordnung auf den Weg bringen, die den Rechtsrahmen für eine freiwillige Verwendung des Logos auf der Packungs-Vorderseite schafft. Diese muss dann von der EU-Kommission gebilligt werden.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hält darüber hinaus ein Werbeverbot für speziell an Kinder gerichtete Lebensmittel für nötig sowie ein Verbot dafür, an Schulen zuckerhaltige Getränke zu verkaufen.
Die im Lebensmittelverband e.V. organisierten Lebensmittelproduzenten bezweifeln, ob bewertende Systeme wie der Nutri-Score geeignet für eine vereinfachte Nährwertkennzeichnung seien. Ihre Kritik: Eine sinnvolle Bewertung könne nur mit einem Blick auf das gesamte Ernährungsverhalten am Tag, nicht aber für ein einzelnes Produkt erfolgen.
Bleibt also abzuwarten, wie viele Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie den Nutri-Score tatsächlich auf ihre Produkte drucken werden.