Ein Krieg auf europäischem Boden?! Damit hat vor Monaten kaum jemand gerechnet. Die Nachrichten liefern uns schreckliche Bilder von den Geschehnissen in der Ukraine, die bei vielen Menschen Ängste auslösen können. Doch wie gehe ich damit, wenn die Angst vor einem Krieg zur Belastung wird?
Wichtig ist, nicht in der Angst zu verharren, sondern versuchen, Normalität im Alltag zu bewahren. Konzentrieren Sie sich besser darauf, ob Sie in Ihrem Umfeld etwas bewegen oder gestalten können: Vielleicht gibt es eine Hilfsaktion, bei der Sie sich beteiligen können oder eine Stelle in Ihrem Ort, an die Sie sich wenden können, um Sach- oder Geldspenden zu tätigen.

Nachrichten dosieren
- Stellen Sie sich ehrlich die Frage: Wie viele Informationen tun mir gut und wie viel davon kann ich persönlich verarbeiten? Es reicht vollkommen, sich morgens und abends einmal zu informieren.
- Leiden Sie unter innerer Unruhe, Schlafstörungen und sind nicht mehr dazu in der Lage, sich auf den Alltag zu konzentrieren? Diese Symptome können Anzeichen eines seelischen Ungleichgewichts sein. Hier ist es ratsam, weniger beunruhigende Nachrichten zu konsumieren.
- Legen Sie sich bei Bedarf eine bestimmte Uhrzeit, Dauer und Ort fest, an dem Sie sich gezielt mit dem Thema auseinandersetzen. Verschieben Sie Gedanken zum Thema, die im Laufe des Tages aufkommen, auf diesen Zeitpunkt.
- Nutzen Sie seriöse Quellen, in denen nicht zu sehr emotionalisiert wird (über dramatische Bilder etc.).
- Es kann auch hilfreich sein, die Nachrichten über ein Kinderformat aufzurufen, um sich so vor belastenden Bildern zu schützen.
Selbstfürsorge praktizieren und Resilienz trainieren
Unter Resilienz versteht man die psychische Widerstandskraft eines jeden Menschen, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Das ist keine angeborene Fähigkeit, sondern lässt sich gut trainieren. Am besten man sucht sich dafür eine Beschäftigung, die einem persönlich Sinn und Kraft gibt.

- Schreiben Sie Dinge auf, die Sie belasten, damit sortieren Sie Ihre Gedanken und bekommen Klarheit über Ihre Gefühle
- Nehmen Sie sich im Alltag kleine Auszeiten, in denen Sie sich was Gutes tun: Gehen Sie an die frische Luft, lesen Sie ein Buch, hören Sie Ihre Lieblingsmusik oder machen Sie eine kurze Meditation
- Richtig atmen und dabei zur Ruhe kommen, z.B. über die natürliche Bauchatmung. Durch bewusstes Atmen stärken Sie auch Ihre Achtsamkeit.
Sprechen Sie über Ihre Ängste
Der erste Schritt ist immer: Benennen Sie Ihre Ängste und sprechen Sie mit Menschen darüber, die Ihnen nahestehen. Bleibe ich mit meinen Ängsten bei mir und gerate ins Grübeln, verstärken sich die negativen Gefühle. Ein Netz an Beziehungen und der Bezug zu einer Gruppe kann sehr heilsam sein. Das ist aus der Traumabewältigung bekannt.

Wenn Sie merken, dass Ihre Ängste überhand nehmen und Sie lähmen, suchen Sie sich umgehend professionelle Hilfe.
Im Studio: Céline Ortmann, Psychotherapeutin