Angststörung - Leben im Alarmzustand
Angst löst in unserem Körper Prozesse aus, die uns bereit machen für Kampf oder Flucht. Hat sich die Angst verselbstständigt und tritt auf, weil sich der ständig vor etwas fürchtet, das (aktuell) gar nicht gefährlich ist, spricht man von einer Angststörung.
Die Erkrankten leben in einem Alarmzustand, der Kraft raubt und in starker Ausprägung sogar dazu führt, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.
Von konkreten Ängsten bis zur Angst vor der Angst
Es gibt fünf Formen von Ängsten:
- Von einer spezifischen Phobie spricht man, wenn Menschen Angst vor konkreten Dingen haben, zum Beispiel vor bestimmten Tieren, vor Enge, vor dem Fliegen oder vor Höhe.
- Eine soziale Phobie zeigt sich, wenn Menschen Angst haben, bewertet oder kritisiert zu werden.
- Bei einer generalisierten Angststörung herrscht bei den Betroffenen eine dauerhafte Ängstlichkeit und Nervosität. Sie zeigt sich häufig in Ängsten, dass Angehörigen (oder einem selbst) etwas passieren könnte.
- Die vierte Form ist die sogenannte Agoraphobie. Hier haben die Menschen Angst davor, eine Panikattacke in einer Situation zu bekommen, in der es besonders unangenehm wäre. Sie meiden daher zum Beispiel oft Menschensammlungen, öffentliche Verkehrsmittel, Geschäfte.
- Die fünfte Kategorie ist die Panikstörung an sich, bei der Panikattacken ohne erkennbaren Auslöser auftreten. Die Panikstörung kann zusammen mit einer Agoraphobie oder auch ohne diese auftreten.
Konfrontation ist besser als Vermeidung
Wer an Ängsten leidet, sollte versuchen, sich ihnen zu stellen – in kleinen Übungen, die sich im Schwierigkeitsgrad steigern lassen. Wer beispielsweise Höhenangst hat, begibt sich in eine Situation, die unangenehm ist – am besten mit Unterstützung eines Vertrauten oder, wenn die Angst stark ausgeprägt ist, eines Therapeuten oder einer Therapeutin.
Ziel ist es, die Angst auszuhalten, zu merken, dass sie abebbt und dass nichts passiert. Wer dagegen auf Dauer die ängstigenden Situationen meidet, läuft Gefahr, dass die Angst sich verstärkt.
Stress befördert Angst, Entspannung lindert die Symptome
Prinzipiell ist es hilfreich, sich Entspannungstechniken anzueignen. Stress befördert Angst, Entspannung lindert sie. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten. Wissenschaftlich untersucht und als wirkungsvoll nachgewiesen ist die progressive Muskelentspannung – kurz PME.
Es gibt aber sehr viele Techniken, die zu Entspannung führen. Suchen Sie sich das aus, was Ihnen gut tut.
Verhaltenstherapie gilt als das Mittel der Wahl
Wer dauerhaft so unter Ängsten leidet, dass er oder sie im Alltag eingeschränkt ist, sollte einen Therapeuten oder eine Therapeutin aufsuchen. Die Leitlinien zur Behandlung von Angststörungen empfehlen die kognitive Verhaltenstherapie.
Ein Erstgespräch mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin sollten Sie – im Zweifel mit Unterstützung Ihrer Krankenkasse – schnell bekommen. So können Sie herausfinden, ob eine Psychotherapie für Sie das richtige Mittel ist.
Da bis zum Beginn der eigentlichen Therapie oft einige Monate vergehen, gibt es Online-Angebote. Auch diese erfragen Sie am besten bei Ihrer Krankenkasse.
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Expertin im Studio: Celine Ortmann, Psychotherapeutin