Programmtipp: WDR Fernsehen, Freitag, 28.05. | 20:15 Uhr

Das Zugunglück von Radevormwald: Leben mit der Katastrophe

Stand
EIN FILM VON
Achim Scheunert

Radevormwald ist eine typische Kleinstadt. Man kennt sich und hält zusammen. In Rade, wie man hier kurz sagt, scheint die Welt eigentlich noch in Ordnung.

Doch seit dem Ereignis vor 50 Jahren ist fast alles anders: Radevormwald – der Name ist verbunden mit einer der schwersten Eisenbahnkatastrophen Deutschlands.

WDR Fernsehen zeigt den Film anlässlich des 50. Jahrestages des Unglücks.


Der 27. Mai 1971 war ein regnerischer Tag. Morgens um 5:30 Uhr versammelten sich 63 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9b und c der Geschwister-Scholl-Hauptschule am Bahnhof. Begleitet wurden sie von drei Lehrern und einer Mutter. Start zur eintägigen Abschlussfahrt nach Bremen. Nach Museumsbesuch, Hafenrundfahrt und Stadtbummel ging es pünktlich um 16:30 Uhr zurück. Rund vier Stunden später nimmt das Schicksal dann seinen Lauf. Die Schüler steigen in einem sogenannten Schienenbus, den die Bundesbahn außerplanmäßig für die Fahrt von Wuppertal nach Radevormwald Bereitgestellt hatte. Am Bahnhof Radevormwald trafen zu dieser Zeit schon die ersten Eltern ein.

Auf der eingleisigen Strecke hätte eigentlich ein entgegenkommender Güterzug im Bahnhof Dahlerau warten sollen, um den Schienenbus passieren zu lassen. Der Fahrdienstleiter dort hatte eine Signalkelle als Haltesignal verwendet. Der Lokführer aber verstand das Signal anders und beschleunigte die Lok. Danach konnte der Güterzug nicht mehr aufgehalten werden. Es gab keine Funkverbindung zu den Zügen. Um 21:15 Uhr prallten beide Züge frontal zusammen. Dadurch wurde der Schienenbus zurückgeschoben und der vordere Waggon auf ein Drittel gestaucht.

46 Menschen wurden aus dem Leben gerissen, unter den Toten waren 41 Schulkindern. Der Schock war in ganz Radevormwald zu spüren. Während der Beerdigung erlitt der Onkel eines verunglückten Jungen einen Herzinfarkt und brach tot zusammen. Lange hat die Sprachlosigkeit jede Verarbeitung verhindert. Auch die Überlebenden untereinander fanden kaum Worte. Bei zufälligen Begegnungen wurde nie über das Zugunglück gesprochen. Es gab sogar Anfeindungen.

Monika Zierden gehörte zu den wenigen Überlebenden. Sie lag im Krankenhaus und wollte unbedingt zur Trauerfeier. Doch die Ärzte untersagten ihr das. Stattdessen klopfte es mittags an der Tür. Ein fein gekleideter Herr sprach ein paar Worte und überreichte ein Buch mit Widmung. Es war der Bundesverkehrsminister. Gemeinsam mit ihrer Mutter erzählt Monika Zierden wie sie das dramatische Unglück verarbeitet hat. Ernst Hallbach gehörte als Feuerwehrmann zu den ersten am Unfallort und berichtet über seine Erfahrungen.

Die berührende Dokumentation von Achim Scheunert zeichnet das Unglück nach und beschreibt, wie stark das Geschehen vor 50 Jahren das Leben in Radevormwald bis heute prägt.

Redaktion: Adrian Lehnigk

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Achim Scheunert