Folge 656

15.09.2007 Reisetagebuch

Stand
AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

Es ist eine Reise der ganz besonderen Art: die gesamten 2.500 Kilometer von Nürnberg nach Istanbul, zum alten Bahnhof Sirkeci werden mit Dampf zurückgelegt.

10.30 Ausfahrt

Kurz vor Reisebeginn gegen 10.30 Uhr auf dem Nürnberger Hauptbahnhof, noch ein letzter Blick auf die Anzeigetafel geworfen. Istanbul steht darauf zu lesen. Solch ein Ziel hat diese sicherlich noch nie angegeben:. Istanbul. Ein Name, bei dem man sofort an Hagia Sophia, Bosporus oder ganz einfach an orientalische Märchen denkt.
Auch die Zugansage hat es in sich: Passau, Wien, Hegyeshalom, Budapest, Arad, Sibiu, Bukarest, Plovdiv, Kapikule, Istanbul.
Wir wünschen eine gute Reise. Neun Wagen gezogen von der Dampflok 01 1066 der Ulmer Eisenbahnfreunde machen sich bei strahlendem Sonnenschein auf die 5.000 Kilometer lange Dampfreise.

Erster Schwund

Eine Reise, die beim ersten Halt in Regensburg für einen Fahrgast nicht so gut anläßt. Ein Engländer, springt vom Dampf beseelt aus dem Zug, fotografiert das Dampfross und steht im selben Moment selbst ziemlich unter Dampf, als nämlich das Dampfross die Sporen bekommt und sich auf den stählernen Laufsteg davon macht, ohne auf unseren verblüfften Bahnfreund zu achten. Zum Glück startet wenig später eine Regionalexpress mit einem "Findling" an Bord. In Landshut sind wir wieder komplett, aber der Fahrplan leicht aus den Fugen. 30 Minuten hat uns der unfreiwillige Ausflug gekostet.

K&K Uniform

Die sind auch in Passau noch nicht weniger geworden. Dort stieg unser Zugführer zu, der bis Istanbul an Bord bleiben wird. Karl Gmeiner, mit einer, dem Ereignis absolut angemessenen Kleidung: Einer Zugführer-Uniform aus seligen K&K Zeiten von 1920. Leider hat der Tag, der so strahlend begonnen hat, zum Nachmittagskaffee eine kleinen Durchhänger, die Sonne verschwindet hinter einem grau-gelben Vorhand und tut aus unerfindlichen Gründen etwas beleidigt.

Feuerwehreinsatz

Aber nicht sehr lange, als gegen 15.30 in Enns das Wasserfassen ansteht, lächelt sie schon wieder vom Himmel. Das einzige Nass an diesem Tag kommt von der freiwilligen Feuerwehr von Enns. Sie muss die 44 Kubikmeter Wasser ergänzen, die die 01 1066 auf ihren ersten knapp 400 Kilometern verbraucht hat.
Lokführer Jürgen Regler und Heizer Marco Nicklich haben das Dampfroß souverän über den stählernen Laufsteg galoppieren lassen.
In Enns kommen dann die Fotografen auf ihre Kosten. Insgesamt ein ziemlich entspannter Tag, mit einem stimmungsvollen Ausklang in der Abenddämmerung.

Stand
AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)