Folge 993

Die Württembergische Schwarzwaldbahn

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Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

Einst mit Stuttgart und Calw im Nordschwarzwald verbunden, wurde 1983 der Fahrbetrieb auf dem letzten Abschnitt eingestellt. Nach bald 40 Jahren Stillstand wird dieser Abschnitt nun wieder reaktiviert.

Unter Eisenbahnfreunden gilt die Württembergische Schwarzwaldbahn als "spröde Schöne". Die knapp 50 Kilometer lange Strecke verband Stuttgart einst mit Calw im Nordschwarzwald. Als sie 1872 eröffnet wurde, war sie wichtig für den Holztransport nach Stuttgart, die Städterinnen und Städter benötigten damals Unmengen an Feuerholz und Holz für den Hausbau.

Bahnhof Stuttgart-Zuffenhausen (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Bahnhof Stuttgart-Zuffenhausen, Kilometer 0 der Württembergischen Schwarzwaldbahn. Hier verlässt gerade eine S-Bahn der Linie 6 den Bahnhof. Bild in Detailansicht öffnen
Die S 6 auf der Württembergischen Schwarzwaldbahn bei Rutesheim. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Die S 6 auf der Württembergischen Schwarzwaldbahn bei Rutesheim. Hier gab es zwischen 1938 und 1945 einen Gleisanschluss zum Flugplatz Malmsheim. Bild in Detailansicht öffnen
S-Bahn kurz vor dem heutigen Endpunkt der Württembergischen Schwarzwaldbahn in Weil der Stadt. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
S-Bahn kurz vor dem heutigen Endpunkt der Württembergischen Schwarzwaldbahn in Weil der Stadt. Bild in Detailansicht öffnen
S 6 in Weil der Stadt.  (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
S 6 in Weil der Stadt. Nach der Reaktivierung soll in einer zweiten Ausbaustufe der Abschnitt bis Calw elektrifiziert werden, dann kann die S-Bahn von Stuttgart bis Calw durchfahren. Bild in Detailansicht öffnen
Prellbock hinter dem Bahnhof in Weil der Stadt. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Prellbock hinter dem Bahnhof in Weil der Stadt. Hier wird für die neue Hermann-Hesse-Bahn eine Brücke über die Umgehungsstraße gebaut werden. Bild in Detailansicht öffnen
Hesse-Denkmal auf der Nikolausbrücke in Calw.  (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Hesse-Denkmal auf der Nikolausbrücke in Calw. Der Schriftsteller Hermann Hesse ist der bekannteste Sohn der Stadt. Nach ihm wird der reaktivierte Streckenabschnitt der Württembergischen Schwarzwaldbahn zwischen Calw und Weil der Stadt genannt. Bild in Detailansicht öffnen
Zwischen Calw und Althengstett befand sich einst die erste zweigleisige Strecke im Königreich Württemberg von Anfang an.  (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Zwischen Calw und Althengstett befand sich einst die erste zweigleisige Strecke im Königreich Württemberg von Anfang an. Es geht hier 10,5 Kilometer den Berg hinauf mit 20 Promille Steigung. Schiebeloks wurden zur Dampfzeit benötigt. Sie konnten auf dem zweiten Gleis wieder hinunterfahren. Bild in Detailansicht öffnen
Bahnhof Schafhausen, heute in Privatbesitz. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Bahnhof Schafhausen, heute in Privatbesitz. Nach der Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn wird dieser Bahnhof nicht mehr angefahren. Die Strecke wird durch einen Tunnel an der sog. Hacksbergschleife abgekürzt. Bild in Detailansicht öffnen
Bahnhof Althengstett, Scheitelpunkt der Württembergischen Schwarzwaldbahn auf 511 Meter Meereshöhe. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Bahnhof Althengstett, Scheitelpunkt der Württembergischen Schwarzwaldbahn auf 511 Meter Meereshöhe. Bild in Detailansicht öffnen
Renate Fischer, Nabu Calw, erklärt vor dem Hirsauer Tunnel die Fledermausproblematik. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Renate Fischer, Nabu Calw, erklärt vor dem Hirsauer Tunnel die Fledermausproblematik. Man hatte es versäumt, während der betriebsfreien Zeit, die Tunnelportale zu verschließen. So konnten geschützte Fledermäuse im Tunnel ein neues Winterquartier beziehen. Nun wird rechts im Tunnel eine Fledermauskammer angebracht, damit die Tiere weiterhin den Tunnel als Quartier benutzen können. Bild in Detailansicht öffnen
Bei Ostelsheim wird der neue fast 500 Meter lange Tunnel gebaut. Dadurch wird die Strecke kürzer. (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Bei Ostelsheim wird der neue fast 500 Meter lange Tunnel gebaut. Dadurch wird die Strecke kürzer. Bild in Detailansicht öffnen
Alter Bahnhof in Calw.  (Foto: SWR, Alexander Schweitzer)
Alter Bahnhof in Calw. Er wird durch die Hermann-Hesse-Bahn nicht angefahren. Für sie wird Stadtnah ein neuer Haltepunkt gebaut. Bild in Detailansicht öffnen


Die Strecke beginnt offiziell in Stuttgart-Zuffenhausen. Auf ihr fahren heute die S-Bahn der Linien 60 bis Renningen, dann weiter bis nach Böblingen und Züge der Linie 6 bis Weil der Stadt. Seit 1983 ist hier Endstation in Richtung Calw. Die damals verkehrenden Schienenbusse wurden immer weniger genutzt und die Bundesbahn stellte den Personenverkehr ein, die Einstellung des Güterverkehrs folgte 1988. Schon bald regte sich in der Bevölkerung Widerstand. Vereine, wie der Verein "Württembergische Schwarzwaldbahn Calw-Weil der Stadt" oder "Bürgeraktion unsere Schwarzwaldbahn", setzten sich politisch für die Wiederinbetriebnahme der Strecke Calw-Weil der Stadt ein. Ein jahrzehntelanges Tauziehen beginnt. Anfangs wollte die Politik im Landkreis Calw die ehemalige Trasse sogar an den Bund verkaufen, der darauf eine Umgehungsstraße bauen wollte. Die Zeiten haben sich geändert.

Heute ist die Reaktivierung des Abschnitts Calw-Weil der Stadt unter der Bezeichnung Hermann-Hesse-Bahn beschlossene Sache. Die erste Stufe der Reaktivierung soll bis 2023 abgeschlossen sein. In einer zweiten Stufe soll die Hesse-Bahn elektrifiziert werden, damit die Fahrgäste aus Calw ohne Umsteigen die Landeshauptstadt erreichen können. Für den Calwer Landrat Helmut Riegger ist die Reaktivierung besonders wichtig: Der Tag, "an dem die Hesse-Bahn fährt", sei der beste Tag des Landkreises Calw der vergangenen 50 Jahre."

(ESD: 17.04.2020)

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