Unter Eisenbahnfreunden gilt die Württembergische Schwarzwaldbahn als "spröde Schöne". Die knapp 50 Kilometer lange Strecke verband Stuttgart einst mit Calw im Nordschwarzwald. Als sie 1872 eröffnet wurde, war sie wichtig für den Holztransport nach Stuttgart, die Städterinnen und Städter benötigten damals Unmengen an Feuerholz und Holz für den Hausbau.
Die Strecke beginnt offiziell in Stuttgart-Zuffenhausen. Auf ihr fahren heute die S-Bahn der Linien 60 bis Renningen, dann weiter bis nach Böblingen und Züge der Linie 6 bis Weil der Stadt. Seit 1983 ist hier Endstation in Richtung Calw. Die damals verkehrenden Schienenbusse wurden immer weniger genutzt und die Bundesbahn stellte den Personenverkehr ein, die Einstellung des Güterverkehrs folgte 1988. Schon bald regte sich in der Bevölkerung Widerstand. Vereine, wie der Verein "Württembergische Schwarzwaldbahn Calw-Weil der Stadt" oder "Bürgeraktion unsere Schwarzwaldbahn", setzten sich politisch für die Wiederinbetriebnahme der Strecke Calw-Weil der Stadt ein. Ein jahrzehntelanges Tauziehen beginnt. Anfangs wollte die Politik im Landkreis Calw die ehemalige Trasse sogar an den Bund verkaufen, der darauf eine Umgehungsstraße bauen wollte. Die Zeiten haben sich geändert.
Heute ist die Reaktivierung des Abschnitts Calw-Weil der Stadt unter der Bezeichnung Hermann-Hesse-Bahn beschlossene Sache. Die erste Stufe der Reaktivierung soll bis 2023 abgeschlossen sein. In einer zweiten Stufe soll die Hesse-Bahn elektrifiziert werden, damit die Fahrgäste aus Calw ohne Umsteigen die Landeshauptstadt erreichen können. Für den Calwer Landrat Helmut Riegger ist die Reaktivierung besonders wichtig: Der Tag, "an dem die Hesse-Bahn fährt", sei der beste Tag des Landkreises Calw der vergangenen 50 Jahre."
(ESD: 17.04.2020)