Folge 685

Expedition Sandträsk

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Hagen von Ortloff
Hagen von Ortloff (Foto: SWR, SWR)

Ein Hauch Abenteuer und Eisenbahnpionierzeit liegt in der Luft. Wenn Dampfloks im hohen Norden Schwedens von Eisenbahn-Enthusiasten geborgen werden, sind sie bei ihrer generalstabsmäßig geplanten Rettungsaktion auf sich allein gestellt. Alles muss gut vorbereitet sein, denn die Lok wurde inmitten der Natur "versteckt".

Schwedens Armee hat in den 50er-Jahren fünfzig Dampf- und ebenso viele Dieselloks in verschiedenen Gegenden des Landes als Reserveloks "eingemottet". 2008 bestand allein noch das Depot in Sandträsk in Nordschweden, an der Erzbahn etwa sechzig Kilometer südlich des Polarkreises. In einem Wellblechschuppen sind dort seit einem halben Jahrhundert drei Dampflokomotiven eingemottet. Sie wurden zum symbolischen Preis von jeweils 1.000 Kronen, das entspricht etwa 100 Euro, an drei schwedische Eisenbahnmuseen verkauft. Einzige Bedingung ist die Erhaltung der Lokomotiven und der Abtransport in eigener Regie.

Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Die Lok ist vom Museum Grängesberg ausgeliehen. Sie wurde 1954 von der legendären Firma NoHAB für eine Schwedische Privatbahn gebaut. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Wichtigstes Hilfsmittel der Expedition ist der Radlader. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Vor einem halben Jahrhundert hat die Schwedische Armee jeweils fünfzig Dampf- und  Dieselloks über das ganze Land verteilt und für militärische Notfälle eingemottet. Diese traten zum Glück nie ein. Seit Jahren baut die Armee nun diese Reserve ab. Die letzten sind die drei Dampfrösser von Sandträsk. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Licht erfüllt das Dunkel. Die schwarzen Riesen sehen nach 50 Jahren erstmals wieder das Tageslicht. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Wir sammeln mit unserer Kamera noch ein paar goldene Momente des Abends ein. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Wir sind noch keine vier Stunden vor Ort, da steht den drei Dampfrössern bereits ihr erster Ausritt ins Haus. Mit Radladers Hilfe, dem Universalgenie. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Sandträsk liegt an der Erzbahn. Die Züge sind voll mit Eisenerz aus Kiruna oder Gällivare, das zum Ostseehafen Luleå gebracht wird. Lange Züge, bis zu 68 Wagen, jeweils 100 Tonnen schwer. Bild in Detailansicht öffnen
Bergung der Loks in Sandträsk (Foto: SWR, Hagen von Ortloff)
Beim Aufgleisen der drei Dampflokomotiven ist der Radlader eine unschätzbar große Hilfe. Denn zieht er nicht, sondern schiebt die Loks von hinten über die sogenannten Kletterweiche auf das Hauptgleis. Bild in Detailansicht öffnen

Die Bergung der schwarzen, stählernen Riesen aus ihrem Dornröschenschlaf ist eines der letzten großen Bahnabenteuer der Neuzeit. Knapp dreißig Eisenbahnfreunde aus zwei Vereinen haben sich bereit gemacht für die Expedition Sandträsk. Jedes Mitglied hat seinen Aufgabenbereich, aber man arbeitet natürlich Hand in Hand, immer das große Ziel, die Rückholung der drei alten Dampflokomotiven vor Augen. Schön ist Schwedens Norden - schön und ziemlich einsam. Die Tag ist lang, im Sommer will er überhaupt nicht enden. Um Mitternacht scheint immer noch die Sonne. In der Kombüse zaubert Göran Hansson einfache aber wunderbar wohlschmeckende Gerichte nach Landesart.

(ESD: 30.11.2008)

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Hagen von Ortloff
Hagen von Ortloff (Foto: SWR, SWR)