Folge 720 XL

Mit dem Zug durch die Türkei

Stand
AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

Eisenbahnen sind der Garant des zivilisatorischen Fortschritts, das sagte Atatürk, der Gründer der modernen Türkei, vor bald einem Jahrhundert. Seitdem ist viel Zeit vergangen und wir wollen, von Istanbul ausgehend, mit dem Zug durch die Türkei auf Entdeckungsreise gehen.

Wir verlassen Istanbul, die Metropole am Bosporus, vom Bahnhof Haydarpaşa aus auf Gleisen der ehemaligen Bagdadbahn. Vor uns liegt eine fast 1.900 Kilometer lange Bahnfahrt durch Anatolien bis zum größten See der Türkei, dem Vansee ganz im Osten. Hier ist es nicht mehr weit bis zur iranischen Grenze.

Wir lernen eine moderne Türkei mit Hochgeschwindigkeitszügen genauso kennen wie den althergebrachten Meerschaumabbau. Auch in der Hauptstadt Ankara wird der Spagat zwischen Modernität und Tradition deutlich. Moderne Glasarchitektur und das Strammstehen der Schüler beim Singen der Nationalhymne, auch das ist die Türkei von heute. Da fährt dann sogar der Staatspräsident mit der Eisenbahn.

Von Ankara aus legen wir unsere Reise im Transasia-Express zurück, einem Zug, der Istanbul mit Teheran verbindet. Er führt uns immer weiter Richtung Osten, vorbei an schneebedeckten Bergen. Wir besuchen einen Turkmenen bei seiner Arbeit als Schafshirte und lauschen einer Musikart, bei der die Sänger Nadeln zwischen die Lippen stecken. Es ist ein Wettbewerb, bei dem der erste, der blutet, verliert. Und immer weiter rattert der Zug Richtung Osten. Unter Wasser beobachten wir sogenannte "Doktorfische", die bei der Behandlung der Schuppenflechte helfen sollen. Noch weiter im Osten fahren wir im Kurdengebiet durch das "Tal des Todes". 

Östlich von Elaziğ wird der Zug von Sicherheitsleuten bewacht. Die PKK ist hier aktiv. Nach weiteren Stunden erreichen wir den Vansee. Er ist etwa sieben Mal so groß wie der Bodensee, und wir steigen gemeinsam mit dem Gepäckwagon um auf eine Eisenbahnfähre. Um den See herum führen nämlich keine Schienen. Im See soll es aber ein Ungeheuer geben, das auf den Namen "Vanessie" hört.
Etwa 90 Kilometer vor der Grenze zum Iran endet diese einzigartige Fahrt durch eine Türkei fernab der Touristenströme – eine etwas andere Reise.

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Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)