Folge 848 XL

Mit dem Zug durch Kamerun

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AUTOR/IN
Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)

«Afrika en miniature » wird Kamerun gerne aufgrund seiner vielfältigen Kulturen genannt. Ideal also, um auf Entdeckungsreise zu gehen. Besonders abenteuerlich ist die Entdeckung dieses zentralafrikanischen Landes mit der Eisenbahn. Gebaut wurde sie während deutscher Kolonialzeit und später unter französischem Mandat. Noch heute gehen manche Kameruner zum "Banop", zum Bahnhof...

Die Reise auf der sogenannten Mittellandbahn führt vom Wirtschaftszentrum Douala, unweit des Atlantiks, hinauf nach Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Schon in Douala erkennt man das Koloniale Erbe Kameruns an der Architektur – deutsche und französische Häuser stehen hier dicht beieinander.

Die Eisenbahn ist der ideale Ort, die Menschen und die Kultur des Landes zu entdecken. Mit etwas Glück kommt man in den Genuss von Makossa, einem typisch kamerunischen Musikstil, der einst durch die Bahn verbreitet wurde. Die Musiker reisten mit dem Zug, übten und spielten darin und machten so den Makossa im ganzen Land bekannt. Die Kameruner haben ihr besonders reiches kulturelles Erbe stets bewahrt. Ihr Volk besteht aus vielen Völkern, die sich von einem Volk zum anderen stark unterscheidet. Im Süden Kameruns lernen wir beispielsweise die Lebensweise der Pygmäen kennen. Außerdem begleiten wir David, einen Jäger, der "Dank der Gnade Gottes" Tiere fängt.

Das wohl beeindruckendste Überbleibsel deutscher Kolonialgeschichte in Kamerun ist die Brücke von Edéa. Sie wird zwar von der Eisenbahn nicht mehr genutzt, zur Zeit ihrer Inbetriebnahme aber war sie mit einer Spannweite von 160 Metern die längste Stahlbogenbrücke Afrikas. Heute dient sie als "Kulturbrücke" und ist ein Symbol der Beziehungen zwischen Kamerun und Deutschland.Gebaut wurde die Bahn übrigens, um u.a. Palmöl zum Hafen nach Douala zu transportieren. Damals war es das wichtigste Handelsgut und noch heute wird es wie anno dazumal hergestellt. In Njock finden wir die Überreste des letzten deutschen Bahnhofs von Kamerun. Die weitere Strecke bis Yaoundé wurde unter französischem Mandat weitergebaut.

Nur wenig erinnert noch an die ursprüngliche Funktion des Gebäudes. Heute ist hier eine kleine Kapelle untergebracht. 70 Prozent der Kameruner sind Christen. Die Evangelisierung Kameruns nahm ihren Ursprung in Yaoundé. 1906 baute hier der "Vater des Glaubens", Heinrich Vieter, die erste Kirche. An ihrem Platz steht heute die Basilika "Maria, Königin der Apostel". Gebaut wurde sie aus Materialien aus ganz Kamerun, sie ist damit auch ein Stück "Kamerun en miniature".

(ESD arte: 30.09.2014)

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Alexander Schweitzer
Alexander Schweitzer (Foto: SWR, SWR - Wolfgang Drichelt)