Folge 613

Bahnpassion zwischen Parkbahn, Bahnpark & Panama

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Hagen von Ortloff
Hagen von Ortloff (Foto: SWR, SWR)

Ein Magazin der besonderen Art wird die Zuschauer in ganz unterschiedliche Bahnwelten entführen. Wie gehen nach Berlin, Augsburg und Panama.

Berliner Parkeisenbahn

Auf einer Spurweite von 600 mm rast die Pioniereisenbahn durch die Berliner Wuhlheide. In den vergangenen 50 Jahren war sie die Heimat von mehr als 5000 Jugendlichen. Man lernt sich in die Bahnwelt einzufinden und Verantwortung zu tragen. Pro Jahr werden 30 neue Jungen und Mädchen ausgebildet.

Bahnpark Augsburg

In Augsburgs Süden soll das ehemalige Bw in ein lebendiges Museum verwandelt werden. Für Konzerte und sonstige Veranstaltungen ein ideales Ambiente. Eine der treibenden Kräfte ist Markus Hehl. Seine Vision: Jede der 29 europäischen Bahngesellschaften soll hier, im Rundhaus Europa, eine Lokomotive ausstellen.

100 Jahre Amstetten-Gerstetten

Vor einhundert Jahren wurde die 20 km lange Nebenbahn-Strecke, beginnend am oberen Ende der Geislinger Steige über die Albhochfläche nach Gerstetten eröffnet. Gefeiert wurde das Lokalbahn-Jubiläum, 100 Jahre Amstetten-Gerstetten am 1. und 2. Juli 2006 mit einem aktivitätenreichen Volldampfwochenende.

Wohlfahrtsmarken 2006

Wir machen einen Besuch in der Bundesdruckerei in Berlin, in der nicht nur Geldscheine sondern auch Briefmarken gedruckt werden. Die nächste Neuerscheinung, die neuen Wohlfahrtsmarken mit Eisenbahnmotiven, kommen am 5. Oktober in den Verkauf.

CD Railroad Rhythms

Auch das Rundfunkorchester des SWR stand im Frühjahr buchstäblich unter Dampf. Im SWR-Studio Kaiserslautern wurde eine neue CD eingespielt, mit klassischer Eisenbahnmusik. Auf 14 Stücken rasen Züge und pfeifen Loks. Von Johann Strauss bis Artur Honegger, vom Kopenhagener Einsenbahn-Dampf-Galopp bis Pacific 231.

Panamakanal-Eisenbahn

Ein Schwerpunkt dieser Sendung ist die Eisenbahn, die den Panamakanal entlang fährt. Die Bahn wurde vor über 150 Jahren eröffnet, als an den Bau des Panamakanals noch keineswegs zu denken war.

Bahnpark Augsburg

Am 28. Mai 2006 übergab Alfred Killer, Generalkonsul der Republik Slowenien dem Bahnpark Augsburg die Schnellzug-Dampflok 06-013 als Botschafterlok für Slowenien. Weltweit gibt es nur noch drei Exemplare dieser 167 Tonnen schweren und 22 Meter langen Dampflokomotive.

Das Eisenbahnzeitalter begann in Augsburg bereits 1840. Die Fuggerstadt lag an der Strecke München-Nürnberg. 1904 wurde dann ein klassisches Reichs-Ausbesserungswerk im Augsburger Süden eröffnet. Zu Spitzenzeiten arbeiteten 3.000 Leute hier. Herzstück der 24 Hektar großen Anlage sind ein denkmalgeschützter Ringlokschuppen mit 29 Ständen und eine Drehscheibe. Irgendwann soll der Lokschuppen als "Rundhaus Europa" wieder in neuem Glanze erstahlen.

Ziel des Projektes "Rundhaus Europa" ist es, in jeden der 29 Stände eine Botschafter-Lok aus den 29 europäischen Ländern einzustellen. Der Bahnpark Augsburg als Treffpunkt europäischer Kulturen also. Die vielfältigen Räumlichkeiten und das außergewöhnliche Ambiente bieten einen stimmungsvollen Rahmen für Ausstellungen und Veranstaltungen der einzelnen Länder. Die völkerverbindende Funktion der Eisenbahn soll hervorgehoben werden.

Es soll aber kein Museum im herkömmlichen Sinne sein, sondern ein Betriebswerk der 50er Jahre zum Erleben - lebendige Industriekultur in authentischer Atmosphäre - als Erlebnis für alle Sinne.
Alle Altersgruppen sind hier angesprochen: Familien, die ihren Kindern ein Eisenbahn-Erlebnis nahe bringen wollen, oder Modellbahner, die das Original mal sehen wollen. Natürlich kommen hier auch Freunde des legendären "Gläsernen Zuges" auf ihre Kosten.

Hinter der Drehscheibe steht ein TEE von 1957, das Flaggschiff des Wirtschafts-Wunders, luxuriös ausgebaut und liebevoll umgestaltet als Restaurantzug. Hier kann man sich kulinarisch verwöhnen lassen, während draußen auf der Drehscheibe eine Lok nach der anderen pardiert. Immer wieder anders, immer wieder neu.

Die nächste Botschafterlok 93 1306 kommt aus Österreich. Die Übergabe wird gefeiert mit einer Österreichischen Woche vom 13.-21.10.2006.

Wohlfahrtsmarken - Sozialwerk mit Tradition

Der Fliegende Hamburger - ein bahnbrechender Prototyp

Er war ein von der Reichsbahn entwickelter, zweiteiliger Dieseltriebwagen und wurde erstmals planmäßig 1933 auf der Strecke Berlin-Hamburg eingesetzt. Er erreichte auf der 287 Kilometer langen Strecke eine für damalige Zeiten sensationelle Durchschnitts-Geschwindigkeit von etwa 125 Stundenkilometern. Kommerziell erfolgreich, avancierte er zum Prototypen einer ganzen Flotte von zwei- und dreiteiligen Schnelltriebwagen.

Der Henschel-Wegmann-Zug - seinerzeit modernste Dampflok

Als Alternative zur Konkurrenz, den schnellen Dieseltriebwagen, entwickelte die Dampflokindustrie moderne Hochleistungslokomotiven. Stromlinienförmig verkleidet kam die neue Schnellfahr-Tenderlokomotive der Baureihe 61 mit ihren vier windschnittigen Schnellzugwagen immerhin auf 185 Stundenkilometer. Für die 176 Kilometer lange Strecke zwischen Dresden und Berlin brauchte der Zug knapp 100 Minuten.

Der Trans Europ Express - elegant und innovativ

Prunkstück des ehrgeizigen Neubauprogramms im Fahrzeugpark der Deutschen Bundesbahn nach dem Krieg war der erstmals 1957 in Dienst gestellte Triebzug VT 11.5. Ein elegantes Fahrzeug mit charakteristischer Frontpartie, das als westdeutscher Beitrag zum innovativen Bestandteil im erfolgreichen Programm der Trans-Europ-Expresszüge (TEE) wurde.

Der InterCityExpress - Zeitalter der Hochgeschwindigkeit

In den 80er Jahren wurde mit dem InterCityExpress (ICE) ein revolutionäres Fahrzeugkonzept entwickelt, das 1991, mit Freigabe der Strecke Würzburg-Hannover, das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsverkehrs einleitete. Star der ICE-Flotte ist der seit 2000

eingesetzte ICE3, der zum Beispiel auf der Strecke Köln-Frankfurt Spitzengeschwindigkeiten von 300 Stunden-kilometern erreicht.

Wohlfahrtsmarken

Seit 1949 erscheinen jährlich neue Wohlfahrtsmarken - in diesem Jahr mit Abbildungen legendärer deutscher Eisenbahnen. Die Sonderpost-Wertzeichen mit Zuschlag werden am 10. Oktober dem Schirmherrn des Sozialwerkes, Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler, in Berlin überreicht. Der Zuschlagserlös aus dem Verkauf fließt in die wichtige soziale Arbeit von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Paritätischem Wohlfahrtsverband, DRK, Diakonie und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

Der Titel der ersten Wohlfahrtsmarkenserie lautete "Helfer der Menschheit" - und eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf: Fast 3,9 Milliarden bis heute verkaufte Marken ergeben etwa 560 Millionen Euro an Zuschlagserlösen für soziale Einrichtungen und Projekte. Hierzu zählen auch die Erlöse aus der seit 1969 jährlich neu erscheinenden Serie von Weihnachtsmarken.

Kinder- und Jugendarbeit, die Pflege alter und behinderter Menschen oder humanitäre Hilfen für Opfer von Krieg und Naturkatastrophen - die Arbeit der Wohlfahrtsverbände ist vielfältig und unverzichtbarer Bestandteil unseres Sozialstaates. In mehr als 90.000 Einrichtungen betreuen die Verbände über 3,2 Millionen Menschen in sozialen Notlagen. Mit dem Sozialwerk "Wohlfahrtsmarken" steht ihnen ein wertvolles Finanzierungsinstrument zur Verfügung.

Seit Bundespräsident Theodor Heuss im Jahr 1956 die Schirmherrschaft über das Sozialwerk übernahm, tun es ihm seine Amtsnachfolger gleich. Jedes Jahr im Herbst wird dem amtierenden Bundespräsidenten die neue Serie der Wohlfahrtsmarken vom Bundesfinanz-minister feierlich überreicht. Gleichzeitig werden besonders engagierte Helfer aus Verbänden, Gemeinden und Vereinen geehrt, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Wohlfahrtsmarken verkaufen.

Die neuen Marken sind ab dem 5. Oktober bis Ende Januar 2007 bei der Post und darüber hinaus ganzjährig direkt bei den Wohlfahrtsverbänden oder unter Wohlfahrtsmarken erhältlich.

(ESD: 24.09.2006)

100 Jahre Lokalbahn Amstetten-Gerstetten

Schon 1903 waren die Aussichten auf Rentabilität eher schlecht. Der Bau und Betrieb wurde deshalb nur als Privatbahn genehmigt. Bauträger wurde die WEG, Württembergische Eisenbahn Gesellschaft. 1904 begannen die Bauarbeiten. 150.000 Kubikmeter Erde und Steine wurden per Handarbeit mit Schaufeln und Spitzhacken bewegt. Bis zu 300 Arbeiter waren in der Bauphase im Einsatz. Am 1. Juli 1906 wurde der Bahnbetrieb aufgenommen und 1996 stellte die WEG den Betrieb ein.

Bereits 1976 übernahmen die UEF, die Ulmer Eisenbahnfreunde an einigen Sonntagen erste Dampfzugfahrten mit der Bayerischen Tenderlok 98 812. Eine zweite Tenderlok, die 86 346 und weitere Fahrzeuge kamen hinzu. Seit 1996 wird die ganze rund 20 km lange Nebenbahnstrecke eigenverantwortlich von den UEF betrieben.

Die Bahnhöfe wurden liebevoll zu kleinen Schmuckstücken renoviert. In Gerstetten wurde alles für den Dampfbetrieb komplett wieder hergestellt. Und seit Sommer 2002 verkehren außerdem an allen Sonn- und Feiertagen, von Mai bis Oktober, an denen kein Dampfbetrieb stattfindet, sogenannte "Touristenzüge" der NVBW, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Gefahren wir dann mit einem komplett restaurierten T 06 Museumstriebwagen, Baujahr 1956.

(ESD: 24.09.2006)

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Hagen von Ortloff
Hagen von Ortloff (Foto: SWR, SWR)