Diagnose Hashimoto

Wenn sich die Schilddrüse selbst zerstört

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7 Fragen an Hormonspezialist Prof. Dr. Dr. Dr. Kasperk

Hashimoto wird oft diagnostiziert, steckt aber nicht immer hinter den diffusen Beschwerden der Patienten. Geschätzt 10% der Bevölkerung haben Hashimoto. Aber nur 1% der Bevölkerung hat damit tatsächlich Probleme.

1. Was steckt hinter Hashimoto-Thyreoditis?

Ein älterer Mann wird an der Schilddrüse mit Ultraschall untersucht. (Foto: Getty Images, Thinkstock -)

Hashimoto-Thyreoditis ist eine Autoimmunkrankheit. Meistens erkranken Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Experten gehen davon aus, dass es etwa durch einen Infekt oder eine Grippe zu einem "plötzlich auftretendem Fehler" im Immunsystem kommt. Die eigene Schilddrüse wird als Fremdkörper angesehen und angegriffen. Abwehrzellen wandern dann in die Schilddrüse und zerstören sie. Die Krankheit entwickelt sich schleichend in einem Prozess über Monate, Jahre, gar Jahrzehnte.

Die Erkrankung wird oft erst Jahre später festgestellt, wenn die Schilddrüse bereits deutlich verkleinert oder ganz zerstört ist. Dann kann sie nicht mehr genügend Hormone ausschütten. Der Stoffwechsel arbeitet langsamer und die Leistungsfähigkeit der Erkrankten nimmt ab.

2. Welche Symptome treten auf?

Betroffene werden dauermüde, antriebslos, haben keine Lust mehr zu gar nichts, leiden unter depressiven Verstimmungen.

3. Was passiert im Akutstadium im Körper?

Im akuten Stadium ("Immunsturm") bilden die Zellen für kurze Zeit mehr Hormone. So kommt es zu einer Schilddrüsen-Überfunktion. Langfristig wird sie jedoch zerstört und kann vernarben. Dadurch entsteht ein zunehmender Mangel an hormonproduzierenden Zellen, eine Art "Achterbahnfahrt Richtung Mangel".

4. Wie wird Hashimoto diagnostiziert?

Das Hashimoto-Syndrom wird mitunter durch eine Blutuntersuchung diagnostiziert. Dabei wird der TSH-Wert aber auch Antikörper im Blut bestimmt. Sind die auch erhöht, wird die Schilddrüse mit Hilfe von Ultraschall-Sonographie untersucht. Erst diese Untersuchung kann zweifelsfrei zeigen, ob ein Hashimoto-Syndrom vorliegt.

5. Wie wird Hashimoto-Thyreoditis behandelt?

Eine Frau hält Tabletten in der Hand (Foto: Colourbox, Foto: Colourbox.de -)

Im Akutstadium können je nach Symptomen für wenige Tage Kortison, ggf. auch Betablocker eingenommen werden. Ist der TSH-Wert erhöht, wird in der Regel eine Unterfunktion der Schilddrüse angenommen. Der Arzt verschreibt dann das künstliche Schilddrüsenhormon L-Thyroxin. Wichtig ist, dass die Werte regelmäßig kontrolliert und die Medikamente angepasst werden.

6. Was sollten Betroffene noch wissen?

Eine Autoimmunkrankheit kommt häufig nicht allein. Lassen Sie sich weitergehend untersuchen, etwa auf Rheuma, Diabetes oder auch Ihre Nebenniere. Ggf. steckt doch noch etwas anderes hinter der klinischen Symptomatik.

7. Welche Rolle spielt die Psyche, Stress etc.?

Stress spielt mitunter eine große Rolle. Durch das Stresshormon Cortisol wird die Symptomatik zunächst unterdrückt, danach kann es aber zur Verschlimmerung kommen.

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SWR Fernsehen