Von Verhärtung bis Bandscheibenvorfall

Ständig verspannter Rücken? Das hilft bei chronischen Schmerzen

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Autor/in
Heike Scherbel
Marcel Burkhardt
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Margareta Holzreiter
Nora Schwarz

Schmerzen von Nacken bis Lendenwirbelsäule sind ein Volksleiden. Die richtige Behandlung zu finden ist für viele eine Herausforderung. Was hilft wirklich und wann wird es ernst?

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90 Prozent der Rückenschmerzen sind unspezifisch, ausgelöst durch schlechte Haltung, Bewegungsmangel oder psychische Belastung. Nur bei den restlichen 10 Prozent sind etwa Knochenbrüche, Spinalkanalstenosen oder Tumore der Grund. Doch unabhängig von der Ursache können Rückenschmerzen den Alltag von Betroffenen erheblich einschränken. Das geht teilweise so weit, dass sich Betroffene nur wenn nötig bewegen.

"Man wird immer schwerer, immer träger, immer bequemer und meidet jede Arbeit, die mit Bücken zusammenhängt. Bücken war ganz schlimm, das ging ja auch kaum ohne Schmerzen."

Ganzheitlicher Therapieansatz gegen chronische Rückenschmerzen

Im Universitätsklinikum Heidelberg gibt es ein vierwöchiges Programm, speziell für Patienten mit unspezifischen Rückenschmerzen, ohne konkrete körperliche Ursache. Neben Physiotherapie stehen auch Bewegungs- und Psychotherapie auf dem Programm. Dabei geht es unter anderem darum, die Angst vor den Schmerzen und Bewegungsblockaden zu überwinden. Nicht selten sind psychische Leiden die Ursache für Verspannungen und Rückenschmerzen.

Ein häufiges Problem bei Schmerzpatienten sei es, dass die Empfindlichkeit des eigenen Körpers überschätzt wird. Der Körper sei viel robuster und Schonung oftmals gar nicht notwendig, erklärt Physiotherapeutin Ulrike Simon der Universitätsklinik Heidelberg.

"Gelingendes Selbstmanagement ist entscheidend. Ein Patient sollte seine Schmerzen so einschätzen können, dass er weiß, was ihm guttut und das auch anwenden."

Studien zeigen, dass die sogenannte multimodale Behandlung Betroffenen am besten hilft. Die Kritik der Deutschen Schmerzgesellschaft: Es gibt bislang zu wenige ganzheitliche Angebote.

Wenn nichts hilft: Wann ist eine Operation notwendig?

Mit viel Bewegung und einer guten Haltung kann man vorsorgen und leichteren Rückenproblemen auch gut entgegenwirken. Bei anhaltenden, starken Schmerzen könnte es sich jedoch auch um einen Bandscheibenvorfall oder eine andere möglicherweise ernsthafte gesundheitliche Bedrohung handeln. In diesem Fall sollte man daher Fachleute aufsuchen und sich untersuchen lassen.

Aber Achtung: Gerade bei Bandscheibenvorfällen wird Betroffenen von Medizinern häufig schnell eine Operation angeboten. Experten warnen jedoch davor, sich vorschnell für einen operativen Eingriff zu entscheiden.

Es ist ratsam, sich mindestens eine weitere Expertenmeinung einzuholen. Denn eine Operation erscheint Schmerzleidenden zwar oft als der schnellste Weg zur ersehnten Besserung, sie kann jedoch weitere Eingriffe und Komplikationen nach sich ziehen. Therapien, die beispielsweise die Haltung verbessern oder zu mehr Bewegung anregen, können Betroffene in manchen Fällen vor einer nicht zwingend notwendigen Operation bewahren.

Wie kann man Rückenprobleme langfristig vorbeugen?

Um Rückenprobleme vorzubeugen sollte man jede Möglichkeit zur Bewegung nutzen. Es hilft zum Beispiel schon, wenn man beim Telefonieren im Zimmer umhergeht. Noch besser sind regelmäßige kleine Sportpausen. In unseren Videos zeigen wir Übungen, die sich gut für die kleine Betätigung zwischendurch eignen.

Damit es gar nicht erst zu belastenden Rückenproblemen kommt, hilft es, sich dauerhaft fit zu halten. Dafür muss man sich natürlich kein Sixpack antrainieren, aber man sollte die Bauchmuskeln nicht außer Acht lassen, da sie zur Entlastung des Rückens beitragen. Besonders wichtig ist die Kräftigung der Rückenmuskulatur, da sie die beste Unterstützung für eine überlastete Wirbelsäule darstellt. Das kann man zu Hause selbst machen. Noch besser ist aber professionelles Training mit Experten.

Das klingt teuer? Nicht unbedingt: Viele Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern hierfür bestimmte Programme an - das wird auch staatlich begünstigt.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Arbeitgeber können seit dem Jahr 2020 pro Mitarbeiter und Jahr bis zu 600 Euro für die betriebliche Gesundheitsförderung, also beispielsweise Präventionskurse, aufwenden, ohne dass Arbeitnehmer das als geldwerten Vorteil versteuern müssen. Das Unternehmen kann dabei zertifizierte Kurse exklusiv auf dem eigenen Gelände anbieten. Der Arbeitgeber kann aber auch externe Kursangebote der Krankenkassen steuerfrei bezuschussen. Bei den Kursangeboten handelt es sich beispielsweise um Pilates, Yoga oder Rücken-Stretching. Wichtig ist, dass es sich um ein Training handelt, das schonend mehrere Bereiche des Körpers in Bewegung bringt. Hierzu zählen auch Programme, die Bewegung in den Arbeitspausen fördern.

Steuerfreier Sachbezug: Zuschuss zum Fitnessstudio

Vereins- oder Fitnessstudio-Mitgliedschaften können im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht angeboten werden. Allerdings können Arbeitgeber eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio im Rahmen des steuerfreien Sachbezugs mit bis zu 44 Euro pro Monat bezuschussen. Es lohnt sich also in jedem Fall, sich bei seinem Arbeitgeber zu erkundigen, mit welchen Angeboten gesundheitliche Vorsorge von der Unternehmensseite gefördert wird.

Was hilft im Home Office gegen Rückenschmerzen?

Im Homeoffice arbeiten viele Menschen seit Monaten am Küchentisch. Nicht ohne Folgen, denn Schmerzen im Rücken und Nacken verschlimmern sich durch die improvisierte Arbeitssituation häufig. Die gute Nachricht: Es gibt einige kleine Tricks, mit denen man die Situation ohne hohe Kosten verbessern kann.

Sitzhaltung optimieren

Laut Sporttherapeut Lukas Bräsel ist die Sitzhaltung im Home Office oft nicht optimal. Auf lange Sicht kann vor allem ein geeigneter Bürostuhl Abhilfe schaffen. Auf die Schnelle hilft aber auch ein Gymnastikball. So sitzt man aufrecht und ist immer ein bisschen in Bewegung. Das stärkt die Rückenmuskulatur.

Position des Laptops verbessern

Viele Menschen nutzen für die Arbeit im Homeoffice nur einen Laptop. Laut dem Sporttherapeuten begünstigt das eine falsche Körperhaltung während der Arbeit. Denn wenn der Bildschirm zu klein ist, muss man mit den Augen näherkommen, was zu einer vorgebeugten Haltung führt. Außerdem ist der Laptop-Bildschirm zu niedrig. Denn die eigentlich geltende Faustregel, dass die Bildschirmoberkante auf Augenhöhe sein muss, ist mit Laptops schwer umzusetzen. Zu Hause kann man unter dem Laptop Bücher stapeln, bis die richtige Höhe erreicht ist. Die einzige Anschaffung, die man dann zusätzlich machen muss, ist eine externe Tastatur, da die des Laptops sonst zu hoch liegt.

Zusatztipp: Das Bundesgesundheitsministerium bietet den kostenlosen Download eines Bildschirmschoners an, der Rücken- und Nacken-Übungen zeigt, welche am Schreibtisch ausgeübt werden können. Installiert man diesen Bildschirmschoner, wird man jedes Mal, wenn der Laptop in den Ruhemodus fällt, daran erinnert, dass man sich mit einer kurzen Übung etwas Gutes tun könnte.

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