Inhalt:
Migräne und Kopfschmerzen: Der Unterschied
Schokolade als Auslöser für Migräne?
Was ist eine Migräne-Aura?
Schmerzphase der Migräne
Akut-Therapie von Migräne
Kopfschmerzen durch Schmerzmittel?
Wie kann ich einer Migräne-Attacke vorbeugen?
Botox gegen Migräne?
Neue Migräne-Therapie: Antikörper-Spritze
Migräne-Therapie ohne Medikamente
Unterschied Migräne und Kopfschmerzen
Migräne ist mehr als ein einfacher Kopfschmerz. Sie tritt zusammen mit weiteren Symptomen wie Stimmungsverschlechterung, Licht- oder Lärmempfindlichkeit auf, oft auch mit einem erhöhten Ruhebedürfnis. Etwa zehn Prozent aller Menschen leiden darunter.
Migräne ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns, die oft vererbt wird. Forscher vermuten, dass Nervenfasern, die zu den Blutgefäßen im Kopf laufen, durch Stress aktiviert werden. So kommt es zu einer Nervenentzündung. Dabei werden Botenstoffe freigesetzt, die die Blutgefäße erweitern, durchlässig und schmerzempfindlicher machen. Mit jedem Pulsschlag wird der Schmerz verstärkt – eine Migräne-Attackebeginnt.
Wann ist Migräne chronisch?
Von chronischer Migräne sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn Betroffene an mehr als 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen leiden, davon an mindestens acht Tagen unter Migräne-Attacken, also mit Begleitsymptomen wie Licht- oder Lärmempfindlichkeit.
Was genau der Auslöser für die einzelne Migräne-Attacke ist und wie das ganze System wirklich funktioniert, weiß noch keiner so genau.
Migräne-Auslöser Schokolade?
Für eine Migräne-Attacke kann es so genannte Trigger geben, also klare Auslöser. Bei Frauen kann das zum Beispiel die Menstruation sein, überhaupt scheint der aktuelle Hormonhaushalt eine Rolle zu spielen.
Auch Stress, Schlafmangel oder das Wetter können Trigger sein.
Jahrelang glaubte man auch, Schokolade sei ein Trigger. Heute weiß man allerdings, dass es die Heißhungerphase im Vorfeld der Migräne-Attacke ist – und nicht der Verzehr von Schokolade selbst.
Migräne-Verlauf
Sicher ist: Migräne ist sehr individuell und sie verläuft in Phasen.
Es gibt die Vorläufer-Phase der Migräne, die Tage und Stunden vor der eigentlichen Schmerzphase. In dieser Zeit merken viele Betroffene, dass ihre Stimmung kippt, sie häufiger auf die Toilette müssen, angespannter sind, Heißhunger-Attacken haben. Etwa 15 Prozent der Betroffenen haben zudem eine Aura im Vorfeld der Migräne.
Was ist eine Aura?
Bei einer Migräne mit Aura kommt es vorab zu gestörten Sinneswahrnehmungen. Fast alle Betroffenen haben dabei Sehstörungen, zum Beispiel den kompletten Ausfall eines Gesichtsfeldes, blendende Kreise, Blitzlichter oder "Sternschnuppen".
Bei vielen treten zudem Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen oder Armen auf. Oder auch Gefühle wie Schwindel.
Sprachstörungen sind ebenfalls möglich, etwa Wortfindungsstörungen.
Schmerzphase der Migräne
Nach der Vorläufer-Phase beginnt die eigentliche Schmerzphase der Migräne. Dabei können die Kopfschmerzen ein- oder beidseitig auftreten und sich auch zunehmend ausbreiten. Hinzu kommen zum Teil Übelkeit, Licht- und oder Lärmempfindlichkeit und ein erhöhtes Ruhebedürfnis.
Behandlung von Migräne
Viele Betroffene werden unzureichend gegen Migräne behandelt. Dabei bekommt man die Erkrankung heute besser in den Griff als noch vor Jahren.
Akut-Therapie von Migräne
Bei einem akuten Migräne-Anfall schirmen sich die meisten erst einmal ab, liegen im Dunkeln, bemühen sich um totale Reizarmut, Kühlung am Kopf, Schlaf.
Zur medikamentösen Akut-Therapie sind in erster Linie schnelllösliche Schmerzmittel geeignet, die sich oft auch gegen Entzündungen richten –wie Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen.
Wenn das nicht ausreicht, kann man spezifische Migränemittel ausprobieren, so genannte Triptane. Sie wirken nur bei Migräne, nicht bei normalen Kopfschmerzen. Triptane blockieren die Entzündung, verengen die geweiteten Blutgefäße und wirken so gegen die Kopfschmerzen und auch gegen Übelkeit und Erbrechen.
Triptane dürfen jedoch nicht bei unbehandeltem Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und bei anderen Gefäßkrankheiten angewendet werden. Auch während einer Aura dürfen sie nicht eingenommen werden, sondern erst danach, weil sonst das Risiko für einen Schlaganfall steigt.
Richtige Einnahme von Akut-Medikamenten
Bei Migräne ist es laut Ärzten wichtig, dass man den Zeitpunkt nicht verpasst, an dem die Medikamente am besten wirken. Das gilt nicht nur für Triptane, sondern für alle Schmerzmittel. Je früher man sie einnimmt, desto besser wirken sie.
Kopfschmerzen durch Schmerzmittel?
Es gibt tatsächlich so etwas wie Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch. Wer also an mehr als zehn Tagen im Monat Triptane einnimmt, kann Schmerzen durch die Triptane selbst bekommen, es können chronische Kopfschmerzen auftreten, die nur durch einen Entzug der Triptane unterbrochen werden können. Zu den Einnahmetagen zählen dabei alle Schmerzmittel. Wenn man also zum Beispiel Ibuprofen für den Rücken einnimmt, zählt das auch mit zu den Einnahmetagen.
Migräne vorbeugen
Es gibt verschiedene Medikamente zur Migräne-Prophylaxe.
Zum Einsatz kommen hier Antidepressiva, Antiepileptika und Betablocker – also nicht-spezifische Präparate. Sie wurden nicht für Migräne erfunden, können aber unter Umständen auch bei Migräne helfen.
Mit Botox gegen Migräne
Vor allem für die chronische Migräne ist eine Behandlung mit Botox-Spritzen zugelassen. Hierfür wird das Nervengift Botulinumtoxin, bekannt als Botox, an mehrere Stellen in Kopf und Nacken gespritzt. Das Botox wird über die Nervenenden ins Gehirn transportiert, und zwar an die Stellen, die an der Migräneentstehung beteiligt sind. Dort hemmt es die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen, die die Migräne auslösen.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten, wenn man vorher zwei der konventionellen Prophylaktika ohne Therapieerfolg ausprobiert hat.
Antikörper-Spritze gegen Migräne
Ein relativ neues Prophylaxe-Medikament ist die so genannte Antikörper-Spritze. Sie ist das erste spezifische Arzneimittel zur Migräne-Prävention. Mit ihr werden gezielt Antikörper verabreicht. Diese unterdrücken die körpereigenen Botenstoffe, die bei der Entstehung des Migräneschmerzes eine Rolle spielen. Die Migräne-Spritze soll die Häufigkeit der Migräne-Anfälle reduzieren.
Die Spritze wird monatlich verabreicht. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen, wenn Betroffene unter mehr als vier Migränetagen im Monat leiden. Patienten müssen zudem mindestens 18 Jahre alt sein und dürfen keine Durchblutungsstörungen haben.
In jedem Fall sollte man sich von einem Facharzt begleiten lassen.
Migräne ohne Medikamente behandeln
Es gibt in der Migräne-Therapie auch nicht-medikamentöse Behandlungen, gerade im Bereich der Prophylaxe. Besonders anerkannt ist das sogenannte Biofeedback-Verfahren. Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie kann die Migränehäufigkeit durch Biofeedback um bis zu 45 Prozent verringert werden. Vor allem Patienten, die sehr häufig unter Migräne leiden, profitieren davon, sagen Experten.
Dr. Michael Fritz, Facharzt für Neurologie an der Schmerzklinik in Karlsbad-Langensteinbach, erklärt: „Es gibt beim Migräne-Anfall zwei wichtige Mechanismen, das eine ist eine zu starke Hirndurchblutung, das andere eine zu hohe Anspannung, zum Beispiel der Nackenmuskulatur. Mit einem Hilfsmittel, dem Biofeedback, kann ich das visualisieren, dann durch geeignete Übungen mit dem eigenen Willen beeinflussen und so Anfälle reduzieren.“
Biofeedback funktioniert durch mentale Kraft, ganz ohne Medikamente.
Dr. Michael Fritz: „Es hat sich gezeigt, dass bei häufiger Migräne die nicht-medikamentöse Therapie immer mehr in den Vordergrund rückt.“ Bei manchen Patienten zeige sich, dass sie genauso wirksam sein könne wie eine Tabletten-Therapie.
Wichtige grundsätzliche Tipps
Ein regelmäßiges Leben mit regelmäßigem, ausreichendem Schlaf, regelmäßigen Mahlzeiten, Stressvermeidung, Ausdauersport und Entspannungsübungen kann guttun. Entscheidend ist, einen guten Facharzt zu finden, der die richtige, individuelle, maßgeschneiderte, eventuell auch medikamentöse, Therapie begleitet.
Denn immer noch zu oft werden Migränepatienten nicht ernst genommen.
Expert:Innen aus den Filmen:
Prof. Dagny Holle-Lee, Leiterin Westdeutsches Kopfschmerzzentrum in Essen
Dr. Michael Fritz, Facharzt für Neurologie an der Schmerzklinik in Karlsbad-Langensteinbach