Von den abstimmenden Mitgliedern sprachen sich 97 Prozent für unbefristete Streiks aus. Das Ergebnis teile die Gewerkschaft GDL in Frankfurt mit. GDL-Chef Weselsky zeigte sich mit dem Ergebnis "mehr als zufrieden".
Das Ergebnis der Urabstimmung ist ein klares Votum der Mitglieder, das Gewerkschaftschef Claus Weselsky den Rücken stärkt für seinen harten Kurs im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn. Verbunden damit ist die unmissverständliche Botschaft an die Adresse des Bahn-Managements, dass die Beschäftigten bereit sind, für ihre Interessen zu kämpfen.
Bahnreisende müssen sich auf Streiks einstellen
Für Bahnkundinnen und Bahnkunden sind das sicher keine guten Aussichten, sie müssen sich im nächsten Jahr auf weitere Arbeitskampfmaßnahmen der Lokführergewerkschaft gefasst machen. Bis einschließlich 7. Januar greift noch der sogenannte Weihnachtsfriede. Solange wird definitiv nicht gestreikt, aber anschließend sind weitere Streiks dann jederzeit möglich. Diese sollen mit einem Vorlauf von 48 Stunden angekündigt werden.
Noch kein konkretes Datum für Streiks bekannt
Zu Zeitpunkt und Ausmaß der Streiks hat sich GDL-Chef Weselsky noch nicht konkret geäußert. Das ist Teil der Psychospielchen, die in diesem Tarifstreit laufen. Grundsätzlich kann die GDL die Beschäftigten ab dem 8. Januar zu einem unbefristeten Streik aufrufen. "Das was jetzt kommt, wird kräftiger, wird länger und wird härter für die Kunden", sagte Weselsky. Aber ob es wirklich dazu kommt, ist noch offen. Es gebe erste Signale, dass verschiedene Bahnunternehmen zu Beginn des Jahres verhandeln wollten, sagte Weselsky.
Eine mögliche Streiktaktik und die Psychospielchen
Es könnte sein, dass die Gewerkschaft erst mal einen längeren und heftigeren Streik über mehrere Tage ankündigen wird. Sollte die Bahn dann aus Sicht der GDL immer noch kein neues verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt haben, wird die GDL den Druck voraussichtlich schrittweise erhöhen. In letzter Konsequenz könnte es dann auch zu einem unbefristeten Streik mit offenem Ende kommen.
Lösung für den Tarifkonflikt nicht absehbar
Eine Lösung scheint erstmal nur möglich, wenn sich die Bahn beim Thema Arbeitszeit bewegt. Die GDL hat gerade erst eine Tarifeinigung mit Netinera erzielt, einer Tochter der italienischen Staatsbahn, die mehrere Regionalbahnen in Deutschland betreibt. Der Abschluss sieht vor, dass die Wochenarbeitszeit schrittweise auf 35 Stunden gesenkt wird.
Für die GDL ist das die Grundlage für die weiteren Verhandlungen mit der Bahn. Die Bahn-Tarifexperten werden sich in den nächsten Wochen also genau überlegen müssen, wie man der Gewerkschaft entgegenkommen kann, ohne den Bahnbetrieb zu gefährden, weil das Personal fehlt. Wenn sich nach mehreren Streikrunden immer noch keine Lösung abzeichnet, dann könnte es am Ende vielleicht doch noch auf eine Schlichtung hinauslaufen, die von der GDL bisher abgelehnt wurde.
Die Forderungen der Lokführergewerkschaft
Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr im Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro, bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr. Die Bahn hat elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten.
Die GDL will aber neben mehr Geld erreichen, dass die Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden auf 35 Stunden verringert wird. Bei vollem Lohnausgleich. Die Deutsche Bahn hält das für nicht erfüllbar, denn es müssten tausende neue Arbeitskräfte eingestellt werden, die es auf dem Markt nicht gebe. Zudem sei das finanziell nicht darstellbar.
Die GDL hat seit Beginn der Tarifverhandlungen Anfang November bereits zweimal mit 20 beziehungsweise 24 Stunden langen Warnstreiks im Personenverkehr die meisten Züge zum Stillstand gebracht. Wann die Tarifverhandlungen mit der Bahn fortgesetzt werden, ist offen.